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und wird auch nimmer wieder gesehen werden. Zuletzt war sie 
so groß, daß sie allein einen ganzen Wagen anfüllte und zwei 
Ochsen daran ziehen mußten. Der Bauer wußte nicht, was er 
damit anfangen sollte und ob’s sein Glück oder sein Unglück 
wäre. Endlich dachte er: „Verkaufst du sie, was wirst du Großes 
dafür bekommen? Und willst du sie selber essen, so tun dir 
die kleinen Rüben denselben Dienst. Am besten ist es, du bringst 
sie dem König und machst ihm ein Geschenk damit.“ Also lud 
er sie auf den Wagen, spannte zwei Ochsen vor, brachte sie an 
den Hof und schenkte sie dem König. „Was ist das für ein 
seltsam Ding?“ sagte der König. „Mir ist viel Wunderliches vor 
die Augen gekommen, aber so ein Ungetüm noch nicht. Aus 
was für Samen mag sie gewachsen sein? Oder dir gerät’s allein, 
und du bist ein Glückskind.“ — „Ach nein,“ sagte der Bauer, 
„ein Glückskind bin ich nicht. Ich bin ein armer Soldat, der, 
weil er sich nicht mehr nähren konnte, den Soldatenrock an den 
Nagel hing und das Land baute.“ Da empfand der König Mitleid 
mit ihm und sprach: „Deiner Armut sollst du überhoben werden,“ 
und schenkte ihm Acker, Wiesen und Herden. 
Als der reiche Bruder hörte, was jener mit einer einzigen 
Rübe erworben hatte, beneidete er ihn und sann hin und her, 
wie er sich auch ein solches Glück zuwenden könnte. Er wollte 
es aber noch viel gescheiter anfangen, nahm Gold und Pferde 
und brachte sie dem König und meinte nicht anders, der würde 
ihm ein viel größeres Gegengeschenk machen. Denn hätte sein 
Bruder so viel für eine Rübe bekommen, was würden ihm so 
viele schöne Dinge nicht alles eintragen! Der König nahm das 
Geschenk und sagte, er wüßte ihm nichts wieder zu geben, das 
seltener und besser wäre als die große Rübe. Also mußte der 
Reiche seines Bruders Rübe auf einen Wagen legen und nach 
Hause fahren lassen. Brüder Grimm. 
220. §an# im Glucke. 
1. Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient. Da sprach 
er zu ihm: „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder 
heim zu meiner Mutter; gebt mir meinen Lohn!" Der Herr antwortete: 
„Du hast mir treu und ehrlich gedient. Wie der Dienst war, so soll 
der Lohn sein." Und er gab ihm ein Stück Gold, das so groß wie 
Hansens Kopf war. Hans zog sein Tüchlein aus der Tasche, wickelte
	        
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