233
und wird auch nimmer wieder gesehen werden. Zuletzt war sie
so groß, daß sie allein einen ganzen Wagen anfüllte und zwei
Ochsen daran ziehen mußten. Der Bauer wußte nicht, was er
damit anfangen sollte und ob’s sein Glück oder sein Unglück
wäre. Endlich dachte er: „Verkaufst du sie, was wirst du Großes
dafür bekommen? Und willst du sie selber essen, so tun dir
die kleinen Rüben denselben Dienst. Am besten ist es, du bringst
sie dem König und machst ihm ein Geschenk damit.“ Also lud
er sie auf den Wagen, spannte zwei Ochsen vor, brachte sie an
den Hof und schenkte sie dem König. „Was ist das für ein
seltsam Ding?“ sagte der König. „Mir ist viel Wunderliches vor
die Augen gekommen, aber so ein Ungetüm noch nicht. Aus
was für Samen mag sie gewachsen sein? Oder dir gerät’s allein,
und du bist ein Glückskind.“ — „Ach nein,“ sagte der Bauer,
„ein Glückskind bin ich nicht. Ich bin ein armer Soldat, der,
weil er sich nicht mehr nähren konnte, den Soldatenrock an den
Nagel hing und das Land baute.“ Da empfand der König Mitleid
mit ihm und sprach: „Deiner Armut sollst du überhoben werden,“
und schenkte ihm Acker, Wiesen und Herden.
Als der reiche Bruder hörte, was jener mit einer einzigen
Rübe erworben hatte, beneidete er ihn und sann hin und her,
wie er sich auch ein solches Glück zuwenden könnte. Er wollte
es aber noch viel gescheiter anfangen, nahm Gold und Pferde
und brachte sie dem König und meinte nicht anders, der würde
ihm ein viel größeres Gegengeschenk machen. Denn hätte sein
Bruder so viel für eine Rübe bekommen, was würden ihm so
viele schöne Dinge nicht alles eintragen! Der König nahm das
Geschenk und sagte, er wüßte ihm nichts wieder zu geben, das
seltener und besser wäre als die große Rübe. Also mußte der
Reiche seines Bruders Rübe auf einen Wagen legen und nach
Hause fahren lassen. Brüder Grimm.
220. §an# im Glucke.
1. Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient. Da sprach
er zu ihm: „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder
heim zu meiner Mutter; gebt mir meinen Lohn!" Der Herr antwortete:
„Du hast mir treu und ehrlich gedient. Wie der Dienst war, so soll
der Lohn sein." Und er gab ihm ein Stück Gold, das so groß wie
Hansens Kopf war. Hans zog sein Tüchlein aus der Tasche, wickelte