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Auf das Klima der nördlichen Theile des Staates ist die Ostsee von gro¬ 
ßem Einfluß. Die Nähe des Meeres mäßigt etwas die Kälte deß Winters 
und die Hitze des Sommers. Die Winde bringen die Nebel des Meeres w's 
Land; je näher nach dem Strande, desto veränderlicher ist daher die Witterung. 
Der Frühling ttitt spät ein. Der Sommer dauert kaum über zwei Monate 
und bringt zahlreiche Gewitter mit sich. Der Herbst entschädigt dafür biswei¬ 
len durch lange Dauer. Der Winter ist anhaltend. 
Die Nähe des Meeres macht sich auch noch in den südlich von diesen Kü¬ 
stenländern liegenden Provinzen bemerkbar, in Brandenburg und Posen. In 
den der Ostsee am nächsten liegenden Theilen derselben wird über häufigen 
Wechsel der Witterung geklagt. Die Hitze des Sommers wird in sandigen 
Landstrecken besonders empfunden. 
Schlesien liegt zwar südlicher, hat aber durchschnittlich ein strengeres Klima; 
denn es ist den Nordwinden offen und durch die Sudeten den warmen Süd¬ 
winden versperrt. Wesentlich unterscheidet sich das schlesische Gebirge von der 
schlesischen Ebene in Bezug auf Witterung, Dauer der Jahreszeiten und Pflan¬ 
zenwuchs. Dort sind Frühling und Herbst nur schnelle Uebergänge; der Som¬ 
mer ist kurz, der'Winter lang. In der Ebene wechseln die Jahreszeiten regel¬ 
mäßiger; doch nimmt sie an den Gewittern, Stürmen und feuchten Nieder¬ 
schlägen des Gebirges mehr oder minder Theil. 
Aehnlich ist es in der Provinz Sachsen; nur daß in den ebenen Theilen 
derselben das Klima fast milder, als in den übrigen östlichen Provinzen ist. 
Ganz besonders in den Thälern der Saale und Unstrut und in der sogenann¬ 
ten goldenen Aue findet man eine wohlthuende Beschaffenheit der Luft und 
Witterung, welche sogar dem Weine und edlen Obstarten günstig ist. 
Der Westtheil des Staates liegt südlicher als der Osttheil; das Klima ist 
deshalb milder. Der Einfluß des Meeres — hier der Nordsee — ist gering; 
wohl aber bewirken die ansehnlichen Gebirge eine Abkühlung. Die Thäler des 
oberen Mittel-Rheines sind durch ein mildes Klima beglückt. Kühler find die 
Ebenen gegen den Niederrhein hin; sie bekommen häufig feuchte Nebel vom 
Meere her. Rauh und trocken ist größtentheils das Klima der höher gelegenen 
Landschaften. Da nun auch die Beschaffenheit ihres Bodens ungünstig ist, so 
stehen sie durch die Armuth des Pflanzenwuchses in schroffem Gegensatz zu den 
lieblichen und fruchtbaren Thälern. 
Aus alle Dem geht deutlich hervor, daß das Klima unseres Vaterlandes 
nicht blos von der geographischen Lage abhängt. Von wesentlichem Einfluß 
darauf ist das Vorhandensein von Gebirgen und großen Wafferbecken. 
84. Friedrich Wilhelm HI. 
König Friedrich Wilhelm trug in seinem Herzen einen ver¬ 
borgenen Schatz von Tugenden, die ihn vor Gott und Denjenigen 
ehrten, die das Glück hatten, ihm näher zu stehen. 
Er war ein durch und durch srommer, gottesfürchtiger Herr, 
ein inniger Christ. Alles fing er mit Gott an. Als er in der 
Zeit der Trübsal von Königsberg nach Berlin zurückkehrte und
	        
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