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ten Schale der Puppe — so nennt man da« fcheinlodte Thierchen — sich alle 
Theilchen nach der angenehmsten Weife, und nach 14 Tagen zerspringt die 
braune Hülle; ein Schmetterling schlüpft aus. Zwei große Augen stehen ihm 
am Kopf, Federbüsche zieren ihn, ein zartes Pelzwamms umhüllt den Leib, und 
4 Flügel machen es ihm möglich, durch die Luft zu segeln, während die 6 Beine 
ihm zum Laufen und Sitzen dienen. Alles zeigt uns an, daß er bestimmt ist, 
im Sonnenschein und in warmer Luft sich zu vergnügen. Doch wie kommt er 
aus dem Gefängniß heraus, in das er eingeschlossen war? Die Beine sind viel 
zu schwach, die hundertfachen Fäden zu zerreißen; Zähne fehlen ihm; nur eine 
zarte Zunge besitzt er; doch diese ist nur geschickt, ein wenig Honigseim ans 
Blüthenkelchen aufzusaugen. Er müßte rettungslos im selbstgebauten Kerker 
sterben, wenn ihm nicht ein anderes Mittel verliehen wäre. Aus einigen Tropfen 
Spinnsaft machte die Raupe den Cocon; einige Tropfen eines andern Saftes, 
den der Schmetterling in seinem Körper trägt, zerfreffen das Gespinnst und 
öffnen dem Gefangenen ein bequemes Thor zur Flucht. Durch dies entkommt er. 
Nur wenig Seidenschmetterlingen, die man im Zimmer zieht, um Seide 
zu gewinnen, erlaubt man dies; denn eben durch dies Loch wird der Seiden¬ 
faden zerstört und unbrauchbar. Einigen gestattet man herauszukriechen, um 
das süße Licht des Tages zu genießen und Eier zu legen. 300—500 heftet 
das Weibchen an die Zweige des Maulbeerbaumes, und aus denselben bildeu 
sich wieder ebensoviel Räupchen. Die übrigen Cocons erhitzt man und tödtet 
so die Puppen. Man wickelt dann den feinen Faden ab, spinnt ihn mit meh¬ 
reren zu einem stärkern, färbt ihn mit mannigfachen Farben und webt dann 
aus ihm schöne seidene Kleiderstoffe, Tücher und Bänder. 
So ward die Seide aus dem Spinnsaft der Raupe, dieser aus dem Saft 
der Maulbeerblätter; diese formte der Baum aus Erde, Luft und Waffer; — 
also ward das seid'ne Kleid aus jenen dreien mit Hülfe zweier Körnchen- des 
Maulbeersamenkorns und des Eies vom Seidenschmetterlinge. 
Dieser letztere hat nicht die Farbenpracht der meisten andern seinesgleichen. 
Bescheiden hellgrau ist sein Rock, mit einem etwas dunklern Streifen nur sind 
seine Flügel geziert; das ist sein ganzer Schmuck. Niemand sieht's dem Schmet¬ 
terlinge an, welches schöne Fädchen er als Raupe spinnen konnte. Er ist ttotz 
feines schlechten Aussehens grade derjenige Schmetterling, den die Menschen 
am meisten pflegen, um deffentwillen man Häuser baut und Zimmer heizt, deffen 
Futter man sorgsam pflanzt; ja, um deffentwillen sogar Menschen ihr Lebeu 
auf's Spiel gesetzt haben, wie ein Geschichtchen aus alten Zeiten uns meldet. 
Es war vordem die Seide so theuer, daß selbst ein Kaiser von Rom, der 
doch der vornehmste Mann im ganzen Lande war, seiner Gemahlin kein seidenes 
Kleid kaufen konnte, so sehr sie darum auch bat. Dies lag hauptsächlich darin, 
weil alle Seide aus einem weitentfernten Lande, aus China, kam. Wir finden 
noch jetzt die Seidenraupe oder den Seidenschmetterling niemals bei uns im 
Freien und können sie nur im Zimmer pflegen. Früher hatte man aber auch 
nicht Maulbeerbäume bei uns; erst später hat man sie aus andern Ländern 
zu uns gebracht. Die Leute in China hatten aber Maulbeerbäume und Sei¬ 
denschmetterlinge im Ueberfluß, brauchten auch keine besonderen Stuben dazu
	        
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