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sich's bei ihren Mahlzeiten recht bequem zu machen, legen sie sich
auf den Rücken, fangen am Wurzelspitzchen an zu fressen und
fahren damit so weit fort, als es ihnen schmeckt, und als sie ohne
große Unbequemlichkeit mit dem Kopfe hinaufreichen können. Im
Herbst gehen sie tiefer in die Erde, machen sich eine recht glatte
Höhle und schlummern darin, bis die Frühlingssonne den Boden
wieder erwärmt und die 'Pflanzen zum neuen Wachsthum antreibt.
Mittlerweile ist ihnen nun ihr Röcklein ein wenig schmutzig und
auch zu enge geworden. Da es unter ihnen keine Schneider giebt,
die für Andere arbeiten, so muß Jeder selbst Hand anlegen, um
zu einem neuen Rocke zu gelangen. Damit sie dies wichtige Werk
in aller Ruhe und Bequemlichkeit ausführen können, gehen sie etwas
tiefer in die Erde und machen sich dort eine runde, innen schön
geglättete Höhle und warten, bis das Wamms von selber platzt.
Geschieht dies, so benutzt der Engerling den günstigen Augenblick
und schlüpft hinaus und hat damit zuglei-ch sein schweres Geschäft
vollendet. Ohne sein Zuthun ist ihm nämlich schon vorher unter
dem alten Kleide ein neues gewachsen, ganz nach dem Muster des
abgelegten, mit neun Quernähten und eben so vielen Knopflöchern
an jeder Seite. Zu den Knopflöchern fehlen ihm aber die Knöpfe;
daher läßt er dieselben einstweilen offen und benutzt sie zum Athem-
holen, was er durch den Mund nicht bewirken kann. Nun steigt
der verjüngte Engerling wieder in die Höhe und fällt mit einer
Begier über die Pflanzenwurzeln her, daß den übrigen Insekten
bange werden möchte. Aber es ist auch keine Kleinigkeit, 4 bis
6 Tage lang im engen Kämmerlein zu fasten; mancher Andere
ginge schon zu Grunde, wenn's nur halb so lange dauerte. Die
Pflanzen leiden in Folge dieser Gefräßigkeit natürlich sehr, han¬
gen traurig die Köpfe und verwelken ganz, wenn der Regen lange
auf sich warten läßt.
Darum ist der Landmann den Engerlingen eben so wenig
hold, wie der Gärtner den Maikäfern; er vertilgt sie, wo er nur
kann, und sieht es recht gern, wenn die Saatkrähe im Frühjahr
hinter dem Pfluge hergeht und alle auffrißt, die sich in der Furche
blicken lassen.
So treiben, nun die Engerlinge ihr Wesen 3—4 Jahre lang
in der Erde. Zu Ende des letzten Sommers steigen sie tiefer
als jemals in dieselbe hinab, oft eine Klafter tief, machen sich
noch einmal eine recht hübsche ovale Höhle und harren dann darin
der Veränderungen, die noch mit ihnen vorgehen sollen. Diese
lassen auch nicht lange auf sich warten. Nach einer kurzen Ruhe
von einigen Tagen wird die Haut nochmals abgestreift; aber dies¬
mal geht nicht ein Engerling daraus hervor, sondern eine Puppe,
ein Geschöpf, das weder Larve noch Käfer ist, indeß doch mit
letzterem die meiste Aehnlichkeit hat. Beine und Fübler sind an