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den Leib gezogen und zur Fortbewegung untauglich; eben so bleibt
das sonst so gefräßige Maul in vollkommner Ruhe. Nach 4 bis
8 Wochen wird auch diese Hülle wieder gesprengt, und es erscheint
nun endlich der vollkommene Käser. Rumpf und Glieder sind an¬
fangs ganz weich und blaß, erhärten aber bald und bekommen da¬
bei ihre gewöhnliche dunkle Farbe. Vom Februar an arbeiten sich
die Käfer höher hinauf, besonders an frostfreien Tagen, kommen
jedoch nicht eher zum Vorschein, als bis der Tisch für sie ge¬
deckt ist, was Ende April oder Anfangs Mai der Fall zu sein
pflegt.. Einzelne, vie nicht so tief gelegen haben mögen, arbeiten
sich auch früher, bei auffallend gelindem Wetter selbst mitten im
Winter, bis zur Oberfläche. Aus Mangel an Nahrung und Mai¬
wärme kommen sie natürlich um, genießen aber dafür auch gewöhn¬
lich die Ehre, in den Zeitungen als wunderbare Erscheinungen
erwähnt zu werden.
Das beste Mittel, die schädlichen Maikäfer zu vertilgen, be¬
steht darin, sie des Morgens, wo sie gewöhnlich vom Thau ganz
erstarrt sind, von den Bäumen zu schütteln und in Gruben mit
heißem Wasser zu tödten. Jung und Alt, Arm und Reich sollten
sich bei dieser nützlichen Arbeit betheiligen.
27. Die geselligen Insekten.
Zwar erscheinen die meisten Insekten auf einmal in großer
Anzahl, ja oft in unzähligen Schaaren, so daß man sich ihrer
kaum erwehren kann. Allein geordnete Gesellschaften bilden nur
die Bienen, die Wespen, die Hornissen, vie Hummeln und die
Ameisen. Diese Thierchen haben den bewundernswürdigen Trieb,
in einer Art von Staat zu leben. Die Hauptmasse der Bewoh¬
ner eines solchen Staates sind geschlechtslos; sie widmen ihr Le¬
ben blos der Arbeit, um sich und andere zu ernähren. Zugleich
sind diese Arbeiter auch Vertheidiger des Staates. Sie sind vor¬
zugsweise mit Stacheln, bei den Ameisen mit scharfen Zangen ver¬
sehen. Dabei besitzen sie eine Tapferkeit, die sie trotz ihrer Klein¬
heit oft furchtbar macht.
Die Hummeln und Hornissen bauen nicht so künstlich, als
die übrigen. Es ist ein Glück, daß die Hornissen weniger zahl¬
reich und weniger reizbar sind, als ihre kleineren Verwandten; denn
bei ihrer Größe und bei der Giftigkeit ihres Stiches können sie
großes Unheil anrichten. Doch auch die Wespen und die Bienen
können bei ihrer großen Anzahl Thiere und Menschen übel zurich¬
ten; indeß geschieht dies nur selten.
Was die Wohnungen betrifft, so weiß man nicht, welchen man
rücksichtlich der Künstlichkeit den Vorzug geben soll, denen der
Wespen oder der Bienen oder der Ameisen. — Die Wespen
verfertigen ein papierartiges Gewebe, welches sie entweder frei