302
aufhangen oder in Erdhöhlen oder Mauerlöchern anbringen. Von
dem gemeinschaftlichen Eingänge können die Wespen in Gängen
von stets gleicher Weite zu jeder Zelle gelangen, in der sich die
Brut befindet. Gegen Feinde ziehen sie gemeinschaftlich zu Felde.
Das haben die, welche in ein Wespennest stachen, oft genug er¬
fahren. Ist eine Wohnung zerstört, so wird sie mit großem Eifer
wieder hergestellt. Keine Wespe zieht sich von der Arbeit zurück. —
Bei den Menschen stehen diese Thiere nicht in Gunst, theils weil
man ihren Stachel noch mehr fürchtet, als den der Bienen, theils
weil sie häufig das Obst beschädigen. Doch giebt es auch Arten,
welche uns manchen Nutzen bringen, z. B. die Schlupfwespen, die
von dem Schöpfer den wunderbaren Trieb erhalten haben, ihre
Eier in den Körper einer Raupe zu legen, welche dann von den
auskommenden Jungen sogleich verzehrt wird.
Die Arbeit der Bienen ist schon bekannter und wohl werth,
daß man einen Schieber in ihrem Korbe anbringt, um das In¬
nere desselben zu besehen. Eine bloße Glasscheibe reicht für die¬
sen Zweck nicht aus, weil die Bienen nicht von solcher Eitelkeit
geplagt werden, daß sie Zuschauer bei ihrer Arbeit wünschen. Sie
verkleben alle hellen Stellen ihres Stockes, also auch die Gläser,
sogleich mit Wachs. Der Fleiß der Bienen ist so groß, daß sie
sich nur bei schlechter Witterung Ruhe gönnen. Im Winter er¬
starren sie einige Monate; aber sobald der Sonnenschein die Luft
erwärmt, sondern sich sogleich einzelne Bienchen von dem Klumpen
ihrer Gefährten ab und versuchen, ob sie ausfliegen können. Die
Bienen erreichen unter den Insekten ein ziemlich hohes Alter, den¬
noch geht dies nicht über drei Jahre. Da sie auch viele Feinde
haben, denen sie trotz ihres Stachels zur Nahrung dienen; so ist
es nur durch die große Menge der Eier,' welche die Königin jähr¬
lich legt, möglich, daß sie sich erhalten und vermehren. —
Die Ameisen haben mit den Bienen viele Aehnlichkeit, nur
daß sie keinen Honig und kein Wachs sammeln, daß sie also mit
ihrem Fleiß nicht den Menschen, sondern nur sich selbst dienen.
Das ist zwar nicht zu leugnen, daß sie viel schädliche Insekten,
z. B. Blattläuse, verzehren, auch das nicht, daß sie und ihre Pup¬
pen einer Menge Singvögel zur Nahrung dienen; aber wir scho¬
nen sie deshalb doch nicht, sorgen auch nicht für sie, wie für die
Bienen. Den Bewohnern der heißen Länder werden die Amei¬
sen oft sehr beschwerlich. Sie drängen sich in die Wohnungen,
suchen nach Fleisch und allerlei süßen Dingen und beißen diejeni¬
gen, welche sie stören, oder bespritzen sie mit ihrem scharfen Safte.
Daß die Ameisen Körner sammeln und als Vorrath für den Win¬
ter aufspeichern, wie die Fabel erzählt, ist unwahr. Eine Ameise
frißt niemals Getreide, und im Winter bedarf sie keines Fut¬
ters, weil sie gleich den übrigen Insekten erstarrt. Die Kör-