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lateinisches Wörterbuch heraus. Am Ende desselben steht geschrie¬
ben: „Unter dem Beistände des Allerhöchsten, auf dessen Wink
die Zungen der Kinder beredt worden, und der oft den Kleinen
offenbaret, was Er den Weisen verbirgt, ist dieses vortreffliche
Buch im Jahre 1460 zu Mainz gedruckt und zu Stande gebracht
worden."
Im Jahr 1462 wurde Mainz belagert und geplündert. Des¬
halb zogen mehrere Druckergehülfen nach anderen Städten und
legten Druckereien an. So ward die Kunst schnell verbreitet. —
Arm und verlassen starb Gutenberg im Jahre 1467. Zu Mainz
steht seit 1837 sein in Erz gegossenes Standbild.
3. Die Schrift.
So viel auch in unseren Tagen gedruckt wird, geschrieben
muß doch auch werden. Und das Schreiben sollte Jeder kennen.
Wir leben Alle in einer Gemeinde. Wer in einer Gemeinde
ein Amt oder Aemtchen verwalten will, der muß schreiben können.
Wer in einer Gemeinde Wohlfahrt und Recht fördern, Mißfahrt
und Unrecht hindern will, der muß schreiben können. Wer anstatt
seines Namens drei Kreuze macht, der kann nicht Schulze oder
Ortsvorsieher sein. (Sofern ein anderer zu haben ist.)
Wir haben einen Hausstand; du bekommst einen, Jugend.
Wer da nicht aus der Hand in den Mund lebt, sondern ein¬
nimmt, was er erst nach längerer Zeit wieder ausgiebt; wer aus-
giebt, was er erst nach längerer Zeit wieder zurückbekommt: —
der muß anschreiben. Das gehört zum ordentlichen Haushalten,
welchem Salomo eine schöne Hoffnung gemacht hat (Sprüchwör-
ter 24); und Sirach hat auch etwas davon verstanden, wenn er
Kapitel 42, Vers 7 alle Einnahme und Ausgabe anschreiben lehrt.
Wer schreibt, der bleibt, ist ein Sprüchwort; und Mancher hat
müssen in seinem Mangel an Andere um Hülse schreiben, weil er
nicht, als er im Wohlstand war, hat mögen anschreiben.
Und noch dies zum Lobe des Schreibens. Wir bleiben ja
nicht Alle im Hause und in dem Kirchspiel beisammen, da man
unseren Kopf über die Taufe gehalten hat, deinen und meinen;
sondern wir werden zerstreut, dahin und dorthin, wohin keiner
als die Post geht: der Bund soll nicht vergessen, das Band nicht
gelöst werden von der Entfernung. Wie ich begehre, in deinem
Herzen zu lesen und in deinem Leben, so sollst du in meinem le¬
sen; unsere Freuden und unseren Kummer wollen wir uns mit¬
theilen; dein Vater und deine Mutter wollen dir bleiben Vater
und Mutter, und du willst ihr Kind bleiben. — Wie machen sie
das? Wenn sie sich einander schreiben.
Und weil die Sache so steht, so wird auch wohl das Schrei¬
ben bleiben, ob noch so sehr das Drucken überhand nähme. Der