Full text: Das Mittelalter (Theil 2)

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Vespasian schickte einen alten erfahrenen Feldherrn, Cer e a lis mit 
Namen, nach Gallien, und gab ihm die besten Truppen mit. Dieser schlug 
bei Trier das ganze Heer der Verbündeten und nun fielen die Gallier 
von den Deutschen ab. Am schlechtesten erwiesen sich die Ubier; diese 
überfielen und schlugen bei Nacht bnndgenössisches Volk von den Friesen 
und Chauken, da es eben beim Schmause saß; sie bekamen auch die Frau 
und Schwester des Civilis in ihre Hände und lieferten sie den Römern 
aus. Civilis verlor im tiefsten Schmerz über diesen Verlust den Muth 
nicht; ja, er setzte um so beharrlicher den Freiheitskrieg fort. Bei Xanten 
sammelte er sein Heer; dann bauete er einen Damm am Rhein, damit die 
Wasser des Stroms weit umher sich ergössen und die Feinde darin unter¬ 
gingen. Er selbst und seine Bataver waren ja mit den Fluthen vertraut. 
So gab er guten Muths das Zeichen und trieb die deutschen Völker, jedes 
wie einen scharfen Keil, in die sechs Legionen der Feinde. Aber ein Ueber- 
läufer hatte diesen einen Umweg gewiesen, ans dem sie die Deutschen 
hinterrücks überfielen. Da gab Civilis beu Sieg verloren, aber noch immer 
nicht die Hoffnung. Er durchstach jetzt den Rheindamm, den Drusus einst 
gebaut hatte; — auf Ein Mal stand alles Niederland bis an die Waal 
unter Wasser und nun griff er mit vier Heereshaufen die Römer an. 
Dennoch gewannen diese durch ihre Tapferkeit und die Kriegskunst ihres 
Feldherrn den Sieg. Als die Eidgenossen flohen, stellte sich ihnen Civilis 
in den Weg und hielt sie mit Bitten und Ermahnungen auf ; endlich ward 
ihm das Roß unter dem Leibe getödtet, da sprang er in den Rhein und 
gewann schwiuimend das sichre Ufer. Binnen kurzer Zeit stand er schon 
wieder den Römern schlagfertig gegenüber. Man kämpfte wieder zu Schiffe 
im Bataverland; als der Ausgang des Treffens unentschieden blieb, zog 
der unermüdliche Freiheitsheld über die Waal zurück, um neue Pläne zu 
ersinnen und unversehens in's Werk zu setzen. Die Römer aber, so tapfer 
sie auch gekämpft hatten, erkannten, daß offener Krieg für sie keinen glück¬ 
lichen Ausgang haben könne, so lange Civilis mit seiner eisernen Ausdauer 
an der Spitze des Bundes stehe. Darum wiegelten sie das Volk und die 
Vornehmsten gegen ihn auf und bethörten beide durch listige Reden so 
lange, bis die Bataver in ihrem Glauben und in ihrer Treue zu Civilis 
wankend wurden. Da mußte denn der verlassene Held dem Erbfeinde die 
Hand zum Vergleiche bieten; er that's, im Jahre 70, um größeres Unheil 
von seinem Volke abzuwenden. 
Auch bei den Brukterern, den Cheruskern und den Chatten 
streuten die Römer mit gleichem Erfolg den Samen der Zwietracht aus, 
und die böse Saat keimte schnell. In dem Kriege, den jene Stännne unter 
einander erhoben, verblutete fast alles Volk der Brukterer, und Belle da, 
die Seherin, ward von den Römern gefangen.
	        
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