Full text: Das Mittelalter (Theil 2)

298 D. Aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 
Sammelpunkt. Die übrigen deutschen Streitkräfte blieben vorläufig noch 
in der Heimat zurück. Sie waren bestimmt, die Küste gegen eine zu 
gewärtigende Landung der starken Kriegsflotte des Feindes zu schirmen, 
und für den Fall, daß Österreich und Dänemark sich einmischen sollten,' 
die Grenzen zu decken. Den Oberbefehl über alle deutschen Streitkräfte 
hatte König Wilhelm trotz seines hohen Alters sich selbst vorbehalten. 
Auf Seite der Franzosen ging die Mobilmachung nicht so glatt 
vor sich, wie es nach den Prahlereien ihres Kriegsministers, der die 
Armee für überfertig erklärt hatte, zu erwarten gewesen wäre. Den 
350 000 anrückenden Deutschen konnte er nur 270 000 Mann entgegen¬ 
stellen. Dieselben wurden zwischen Diedenhofen und Straßburg zusammen¬ 
gezogen. Den Oberbefehl führte Kaiser Napoleon. 
Der Kampf gegen das kaiserliche Frankreich, a) Weißenburg. 
Da der von der deutschen Heeresleitung befürchtete Einfall der Franzosen 
nicht erfolgte, ging sie selbst zum Angriffe über. Die dritte Armee 
' überschritt am 4. August die Lauter, den Grenzfluß zwischen der Pfalz 
und dem Elsaß, und stieß bei Weißenburg auf die Vortruppen des feind¬ 
lichen rechten Flügels. Der Befehlshaber derselben, General Douay*), 
hatte die Stadt, welche einige aus dem vorigen Jahrhundert herrührende 
Befestigungen besaß, besetzen lassen und auf dem südlich von ihr gelegenen 
Geisberg seine übrige Streitmacht in Schlachtordnung gestellt. Die 
Preußen und Bayern erstürmten die Stadt und nahmen die Besatzung 
nach kurzem Kampfe gefangen. Beim Vorgehen gegen den Geisberg 
erlitten die Deutschen große Verluste, da sie den Geschossen der weit¬ 
tragenden Chassepotgewehre**) der in den Weinbergen verborgenen 
Franzosen ohne Deckung ausgesetzt waren. Dennoch ward die Höhe 
erklommen und der Feind vertrieben. Der französische Befehlshaber 
fand im Kampfe den Tod. Unter den Siegeszeichen befand sich eine 
Kanone, die erste in diesem Kriege erbeutete; unter den Gefangenen 
waren auch Turkos, d. H. aus den Eingeborenenstämmen der französischen 
Besitzungen in Nordafrika gebildete Truppen. 
b) Wörth. Der Oberbefehlshaber des französischen rechten Flügels, 
Marschall Mac Maljon***) sammelte die Trümmer der bei Weißenburg 
geschlagenen Abteilung, zog möglichst viel Verstärkungen an sich und nahm 
bei dem Flecken Wörth, 20 km südwestlich von Weißenburg, eine sehr 
günstige Stellung ein. Aus einem Geplänkel der Vorposten entwickelte 
' sich hier infolge der Kampfeslust der Deutschen bereits am 6. August 
die Schlacht, welche von den Befehlshabern erst für den nächsten Tag 
erwartet wurde. Das fünfte Corps nahm Wörth. Weil aber die Bayern 
auf dem rechten Flügel einem auf Mißverständnis beruhenden Befehle 
gemäß das Gefecht abbrachen, kam jenes Corps in Gefahr. Es behauptete 
jedoch seine Stellung gegen die feindliche Übermacht so lange, bis die 
*) Sprich: duä. 
**) Sprich: schaß'po. 
***) Sprich: makmaon.
	        
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