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Sieg aus das Kräftigste zu verfolgen und den Gothen keine Ruhe zu ver¬
statten. Tarek folgte dem Rathe, aber er war doch mild und ließ die
Gothen nach ihren eigenen Gesetzen leben, nur verlangte er Tribut von
ihnen. Die Juden aber belohnte er, denn sie hatten seine Unternehmungen
befördert, weil sie von den Gothen hart bedrückt wurden.
Unter den Kostbarkeiten, welche die Araber in dem eroberten Lande
plünderten, befand sich auch ein massiv goldener Tisch, Missorium genannt,
welcher 500 Pfund wog und mit den schönsten Edelsteinen besetzt war.
Das war der werthvollste Schatz der gothischen Könige gewesen. Ein an¬
derer Tisch war aus einem einzigen Smaragd geschnitten, mit drei Reihen
schöner-Perlen eingefaßt und wurde von 365 goldenen Füßen, an denen
Edelsteine blitzten, getragen.
Bald war ganz Spanien den Arabern unterworfen und nur in Astu¬
rien, dem Norden und Nordwvsten des Landes, erhielten sich einige Ueber-
bleibsel der gothischen Macht unbesiegt. Diese drangen nach vielen Jahren
aus ihren Gebirgen wieder hinab in das Land, und der christliche Glaube,
der sie beseelte, gab ihnen Heldenkraft, wie vormals den Arabern die Lehre
Muhamed's.
3. Alboin und Autharis.
1. Alboin wird seinem Vater tischsähig.
Als die Longobarden von ihrem Könige Audoin nach Pannonien
(Ungarn) geführt waren, lebten sie in beständiger Feindschaft mit den Gepi-
den, welche am linken Donauufer wohnten, so daß nur der Fluß sie schied.
Als sie nun einmal ein Treffen lieferten, standen beide Heere lange einan¬
der gegenüber im Kampfe, ohne daß das eine dem andern auch nur einen
Fuß breit weichen wollte. Da geschah es, daß Alboin, der Sohn des
Audoin, und Thorismund, der Sohn des Gepidenkönigs Thorisind, aufein¬
ander trafen, und daß nach kurzem Kampfe Alboin seinen Gegner mit dem
Schwerte vom Pferde schlug. Als die Gepiden den Fall ihres Königs¬
sohnes sahen, wandten sie sich zur Flucht. Diese war so eilig und ver¬
worren, daß die Longobarden eine große Menge erschlugen.
Als sie dann nach dem erfochtenen Siege mit der Beute in's Lager
heimkehrten, baten sie den König Audoin, daß Alboin um seiner bewie¬
senen Tapferkeit willen mit ihm an einem Tische speisen sollte, denn er
habe es nun verdient, wie in der Gefahr, so auch in dem Genusse der
Gefährte des Baters zu sein. Aber Audoin entgegnete, das könne er nicht
zugeben, weil es gegen die Sitten des Volkes wäre. „Denn ihr wißt ja
Alle," so sprach er, — „daß es dem Sohne nicht vergönnt ist, mit dem
Vater zu speisen, bis er von einem andern Könige die Waffenweihe em¬
pfangen hat."