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Ständen abstimmen wollten. Da es zu keiner Einigung kam, erklärten sich
die Vertreter des dritten Standes allein als „Nationalversammlung" und
verpflichteten sich durch Eidschwur, nicht eher auseinanderzugehen, als bis
sie Frankreich eine neue Verfassung gegeben hätten. (Mirabeaus Bered¬
samkeit.) Auf Befehl des Königs vereinigten sich zwar die Abgeordneten
des Adels und der Geistlichkeit wieder mit denen des dritten Standes zu
gemeinsamer Beratung. Als aber der König eine ungewöhnliche Truppen¬
zahl zwischen Paris und Versailles zusammenzog und den beim Volke be¬
liebten Necker entließ, erfolgte der Ausbruch der Revolution. Durch
Volksredner aufgewiegelt, erstürmte der Pöbel am 14. Juli 17 89 die
Bastille (Staatsgefängnis). Die Bürger bewaffneten sich und bildeten
unter Lafayette die Nationalgarde. Schnell verbreitete sich die Empörung
über ganz Frankreich; in den Provinzen rotteten sich die Bauern zusammen
und brannten Schlösser und Klöster nieder. Viele Adlige, darunter die
Brüder des Königs, flohen ins Ausland (Emigranten). -)-
4. Die verfassunggebende Nationalversammlung (Sommer 1789
bis Herbst 1791) hob alle Vorrechte des Adels, der Geistlichkeit, der Pro¬
vinzen, Städte und Genossenschaften auf, verkündete die Freiheit der Menschen
und des Bodens, zog die Güter des Königs, der Emigranten und der Kirche
ein (Assignaten — Papiergeld) und beschränkte die Macht des Königs aufs
äußerste. Im Oktober 1789 zog ein bewaffneter Pöbelhaufen von Paris
nach Versailles („Damen der-Halle"); nur mit Mühe rettete Lafayette das
Leben der königlichen Familie; dieselbe wurde unter Mißhandlungen nach
Paris geführt, wohin auch die Nationalversammlung übersiedelte. Ant
14. Juli 1790 fand auf dem Marsfelde ein großes Verbrüderungsfest statt,
bei welchem König und Volk den Eid auf die neue Verfassung ablegten.
Ein Fluchtversuch des Königs mißlang; er wurde unterwegs erkannt
und nach Paris zurückgebracht. 1
5. Die gesetzgebende Versammlung (Herbst 1791 bis Herbst 1792)
bestand aus neugewählten Mitgliedern. Die Oberhand hatten die Republi¬
kaner, die aus den gemäßigteren Girondisten und den wütenden Jako¬
binern bestanden. Als der König seine Zustimmung zu den Beschlüssen
'gegctTTte eidweigernden Priester und die Emigranten verweigerte, erstürmte
der Pöbel die königliche Residenz (die Tuilerien). Die königliche Familie,
welche sich in die Nationalversammlung geflüchtet hatte, wurde im Temple
eingekerkert. Auf Betreiben Dantons und Marats wurden Hunderte von
Priestern und Adligen in den Gefängnissen ermordet (Septembermorde).
6. Der Nationalkonvent (Herbst 1792 bis Herbst 1795) wurde ganz
von den Jakobinern beherrscht, deren Führer Danton, Marat und
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