Full text: Die neue Zeit (Theil 3)

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also: „Alle Reichsstände, die durch ihr Verfahren gegen den Erzbischof 
Trolle den Bannfluch auf sich geladen, müßten als Ketzer sterben." Kaum 
war dieser entsetzliche Spruch erschollen, als die königliche Leibwache in den 
Gerichtssaal stürzte und sich der Unglücklichen bemächtigte, welche er als 
Opfer bezeichnet hatte. Man hielt sie als Gefangene ans dem Schlosse 
zurück, um sie von hier ans geradem Wege zum Richtplatz zu schleppen. 
Die Anstalten zur Hinrichtung wurden mit einer beispiellosen Eile betrieben, 
damit außer den Bewohnern der Hauptstadt das übrige schwedische Volk 
nicht früh genug erfahren sollte, welches entsetzliche Schicksal seinen Edelsten 
bevorstehe, um gewaltsame Versuche zu ihrer Befreiung machen zu können. 
Auf allen öffentlichen Plätzen der Stadt wurden Galgen errichtet, und so 
sehr eilte der königliche Henker mit seinen Helfershelfern in der Voll¬ 
streckung des Bluturtheils, daß den Verurtheilteu sogar der letzte Genuß 
des heiligen Abendmahls versagt wurde. 
3. 
Der 8. November des Jahres 1520 war der verhängnißvolle Tag, 
der für immer der blutigste uud entsetzlichste in den Jahrbüchern der schwe¬ 
dischen Geschichte bleiben sollte. Kaum begann er zu grauen, als dänische 
Herolde unter Trompetenschall bekannt machten, daß Niemand bei Todes¬ 
strafe die Stadt verlassen sollte. Alle Thore und Straßen waren mit 
dänischen Truppen besetzt und auf deu öffentlichen Plätzen drohete das Ge¬ 
schütz mit seinen ehernen Schlünden. Den Bürgern wurde unter Androhung 
der Todesstrafe angekündigt, daß sie ihre Thüren verschließen und die Häuser 
nicht verlassen sollten, ein Befehl, welcker der Gefahr ungeachtet, doch kei¬ 
neswegs befolgt wurde, denn das Volk füllte die Straßen und harrte in 
banger Erwartung der Dinge, die da kommen sollten. Es umringte in 
dichten Haufen das Schloß, in welchem die Opfer der Tyrannei gefangen 
gehalten wurden, und wer beschreibt das allgemeine Entsetzen, als die Pforten 
desselben sich öffneten uud die edelsten Männer des Landes Paar für Paar 
heraustraten, umringt von Henkern und Häschern, Alle in den Prunk¬ 
kleidungen, wie sie sich zwei Tage zuvor auf's Schloß begeben hatten. 
Umsonst machten einige entschlossene Bürger einen Versuch zu ihrer Be¬ 
freiung, er scheiterte an der Wachsamkeit uud dem entschlossenen Widerstände 
der dänischen Truppen, die alle Straßen mit ihren undurchdringlichen 
Reihen erfüllten. 
Und weiter bewegte sich der schaudervolle Zug zum Richtplatz. Es 
waren 94 Personen, die durch Geburt, Erziehung, Ehrenstellen, Einsicht 
und Tugenden ausgezeichnetsten Männer eines ganzen Königreichs; die 
größten Reichsbcamten, die Reichsräthe, zwei Bischöfe, die Vornehmsten 
der Ritterschaft, die Bürgermeister und der ganze Rath von Stockholm. 
Die Bischöfe trugen ihren vollen Ornat, die Reichsräthe uud Magistrats- 
Personen ihre Amtskleidung nebst den übrigen Zeichen ihrer Würde. Mit 
der Ruhe uud Würde der Unschuld gingen die Verurtheilteu ihren entsetz¬ 
lichen Weg, aber in dem versammelten Volke erscholl gellender Jammer, 
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