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Feuer schloß genannt Da aber das Rad schwer aufzuziehen war, er¬
fanden die Franzosen das noch jetzt übliche Flintenschloß. Weil der dazu
gebrauchte Feuerstein auf slavisch „Mus", im Englischen „Flint" hieß, so
bekam das ganze Gewehr hiervon den Namen „Flinte." Um diese neue
Waffe zugleich als Lanze gebrauchen zu können, wurde an der Mündung
derselben ein Seitengewehr angeschraubt, das von der Stadt Bahonne in
Frankreich, wo diese neue Erfindung zuerst aufkam, den Namen Bajormet
erhielt. Jetzt bedient man sich nicht einmal mehr des Feuersteines, son¬
dern erhält den Funken leichter und sicherer durch ein aufgesetztes Zünd¬
hütchen.
Anfangs wurden die neuen Kriegsmaschinen wenig im Felde gebraucht,
denn sie galten für heimtückische Waffen, die sich für einen ehrlichen Kriegs¬
mann nicht schickten. Besonders eiferten die Ritter gegen die „höllische
Erfindung", wie sie dieselben nannten. Denn was half ihnen nun all' ihre
Kraft und Gewandtheit, was die trefflichen Waffen und Rüstungen, da
ein Fingerdruck des Feigsten ans weiter Ferne sie niederstrecken konnte!
Als gemeine Fußknechte mit Musketen und Kanonen sich ihnen entgegen¬
stellten, legten sie die Lanze und das Schwert nieder. Von mm an ver¬
richteten Söldlinge (weil sie um Sold dienten, Soldaten genannt) den
Waffendienst; es bildeten sich stehende Heere, zunächst in Frankreich, wo
stehende Kompagnien, gens d’armes, den Anfang machten, welche die
Macht der Fürsten sehr verstärkten. Auch wurden mm die Schlachten mit
weniger Erbitterung ausgekämpft, da jetzt nicht die Stärke der einzelnen
Streiter, sondern die Gewandtheit des Anführers und die Schnelligkeit in
den Bewegungen der Massen den Ansschlag gab. Der Krieg wurde zur
Kunst, die Kriegssührung zu einer Wissenschaft.
3. Die Erfindung der Uhren.
Auch diese aus das Leben wie auf die Wissenschaft höchst einflußreiche
Erfindung fällt in das Mittelalter und erhielt erst in der neueren Zeit
ihre hohe Vollendung. Man lernte bald an dem Stande der Sonne
unterscheiden, ob der Tag wenig oder viel vorgerückt sei, und nach dem
verschiedenen Schatten, den die Sonne nach ihrem Stande auf der Erde
hervorbringt, lernte man auch früh Sonnenuhren anfertigen. Aber
diese waren eben nur im Sonnenschein brauchbar, für die Nacht hatte
man gar keinen Maßstab. Um die Zeit in jedem Augenblicke bestimmen
und unterscheiden zu können, dazu gehörte eine Maschine, die in gleich¬
mäßig fortgehender Bewegung blieb, und bei dieser Bewegung irgend ein
sichtbares oder hörbares Zeichen gab, wie viel Zeittheile verflossen seien.
So kamen alte Völker, wie z. B. die Chinesen, sehr früh auf Wasser -
nbren. Die Chinesen bedienten sich dazn eines runden Gefäßes, das
unten ein kleines, rundes Loch hatte, und leer in ein anderes mit Wasser
gefülltes Gesäß gesetzt wurde. Wie nun das Wasser aus dem unteren
Gesäße in das obere eindrang, sank letzteres nach und nach, und zeigte
dadurch die Theile der verflossenen Zeit an. Im westlichen Asien sollen