Full text: Die neue Zeit (Theil 3)

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Beistand leisten würde, für einen Feind des Vaterlandes zn achten sei. 
Dagegen erließ Karl eine Proklamation, kraft welcher das Parlament und 
dessen Anhänger für die wahren Verräther der rechtmäßigen Verfassung 
erklärt wurden. Jetzt war der Bürgerkrieg unvermeidlich. Beide Theile 
rüsteten. Aber der König hatte kein anderes als geschenktes oder erborgtes 
Geld . dagegen war das Parlament im Besitz der Flotte, der Hauptstadt 
uud aller Seestädte und hatte sich aller königlichen Einkünfte bemächtigt. 
Die Londoner schickten so viel Silbergeschirr in die Münze, daß es an 
Leuten fehlte, die Gaben alle anzunehmen; sogar silberne Fingerhüte und 
Schmucknadeln von Frauen waren darunter. Alles junge Volk von Lon¬ 
don ließ sich zum Dienst einschreiben; an einem einzigen Tage meldeten sich 
über 4000 Mann. Mit den Schotten, die noch in Waffen waren, wurde 
ein Bündniß geschlossen. Gegen solche Hülfsmittel waren die des Königs 
allerdings gering. Die Königin verpfändete ihre Juwelen in Holland und 
erhielt dafür Geld und Schiffe; leider ward ein Theil der letzteren von 
englischen Kapern aufgebracht und so blieb auch diese Hülfe unbedeutend. 
Auswärtige Mächte konnten sich um die englischen Händel nicht bekümmern. 
Die meisten waren in den dreißigjährigen Krieg verwickelt, in Frankreich 
erfolgte in diesem Jahre Richelieu's Tod und überdies hatte Großbritan¬ 
nien in den Augen auswärtiger Mächte noch geringe Bedeutung. 
Noch wollte Karl mit seinem revolutionären Parlamente den Weg der 
Güte versuchen und bot die Hand zu einem gütlichen Vergleich. Aber die 
Bedingungen, die man ihm stellte, waren so hart, daß er sie nicht an¬ 
nehmen konnte. So brach er denn mit 10,000 Mann von Shrewsbury 
gegen London auf. Das Parlamentsheer, unter dem Befehl eines Gra¬ 
fen von Essex, stellte sich bei Worcester zur Wehr und bei Edgehill kam 
es zum Treffen. Prinz Ruprecht's Gewandtheit zerstreute die Feinde; 
Karl, nun schon mnthiger, rückte näher an London heran und jetzt bot 
das Parlament einen Vergleich an. Der König empfing die Abgeordneten 
zu Oxford, da er aber auf völlige Wiederherstellung der ehe¬ 
maligen königlichen Gewalt drang, so zerschlugen sich die Unter¬ 
handlungen fruchtlos. Dagegen waren im folgenden Jahre (1644) die 
königlichen Waffen entschieden glücklich; Prinz Ruprecht nahm Bristol weg 
und die Truppen des Königs schlugen die des Parlaments zwei Mal auf's 
Haupt. Aber der König war ärmer als jemals und seine nicht bezahlten 
Soldaten murrten; er berief nach Oxford ein zweites Parlament, aber 
dieses konnte ihm kein Geld schaffen. Das Londoner Parlament half sich 
durch eine Accise auf Bier, Wein und Korn, von der man früher nichts 
gewußt hatte, die aber jetzt das Volk bereitwillig zahlte. 
Bisher hatten die Schotten noch keinen Antheil an dem Kriege ge¬ 
nommen, jetzt aber, da ganz England mit Truppen besetzt war, rückten 
sie auch ein (1644). Der König hatte dagegen ein in Irland geworbenes 
Korps durch Versprechungen gewonnen, das mitten im Winter die Ueber- 
fahrt nach England machte. Aber ihnen lauerte Thomas Fairfax, 
ein trefflicher General der Parlamentstruppen, auf, griff sie bei Nantwich
	        
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