Full text: Die neue Zeit (Theil 3)

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Einzug halten. Auf dem Throne saßen Ferdinand und Jsabella, der Held 
kniete nieder und brachte seinem Monarchen die Huldigung dar, und er¬ 
stattete getreulich Bericht von Allem, was er gesehen und erlebt hatte. 
Da ward er mit Ehren und Lobsprüchen überhäuft und aus besonderer 
Gnade in den Adelstand erhoben. 
Das Gerücht von einer neu entdeckten Welt flog nun, tausendfältig 
vergrößert, durch ganz Europa; das lebhafteste Interesse erregte es jedoch 
in Spanien selbst. In kurzer Zeit hatten sich gegen 1500 Menschen zu¬ 
sammengefunden, die an dem zweiten Zuge — der nun in das eigentliche 
Goldland gehen sollte — Theil nehmen wollten. Der König rüstete ihnen 
17 Schiffe aus, sandte Handwerker und Bergleute mit, und Kolumbus 
sorgte für europäische Thiere und Gewächse, von denen er sich auf jenen 
fruchtbaren Inseln gutes Gedeihen versprach. 
Vor allen Dingen holte man aber erst die Einwilligung des Papstes 
ein, der auch nicht ermangelte, alle neu zu entdeckenden Länder der Krone 
Spanien zu schenken. Als sich aber Portugal dagegen auflehnte, beschränkte 
er seine Schenkungen auf die Länder jenseits einer Mittagslinie, die er 
in Gedanken erst 100, späterhin aber 360 Meilen westlich von der 
äußersten azorischen Insel durch die Pole zog. Was diesseits gefunden 
würde, sollte den Portugiesen gehören. Dadurch blieb Brasilien in der 
Folge ein Eigenthum von Portugal. 
0. Kolumbus' zweite Reise (1493). 
Diesmal lies die Flotte aus der Bah von Kadix aus (25. Sep¬ 
tember) und nahm einen mehr südlichen Lauf. So gelangte man am 
22. November au die erste der karaibischen Inseln, welche Kolumbus Deskada 
nannte, und kam von da nach einander zu den übrigen, Dominika, 
Mariagalante, Guadelupe, Antigua, Portoriko re., fand aber 
auf allen eine feindselige Meuscheuart und häufige Spuren von Men¬ 
schenfressern. 
Die Sorge für seine Kolonie trieb Kolumbus nun nach Hispaniola, 
wo er am 22. November ankam. Aber wie erschrak er, als er weder 
Fort, noch Kolonie fand. Ein unmenschliches Betragen der Spanier gegen 
die gutmüthigen Indianer hatte diese zu gerechter Nothwehr gereizt, darum 
hatten sie alle diese Tyrannen erschlagen, ihre Festung zerstört und sich 
in das Innere der Insel geflüchtet. Nun beschloß Kolumbus, an einem 
bequemeren Orte eine Niederlassung zu gründen, und er legte mit einem 
wahren Entzücken den Grund zur ersten Stadt in der neuen Welt; der 
Königin zu Ehren ward die Kolonie Jsabella genannt. Doch nun be¬ 
gann auch jene Kette von Widerwärtigkeiten, welche dem großen Manne 
das ganze Leben verbitterten. Unter allen seinen 1500 Gefährten waren 
vielleicht kaum drei, die ihn nicht verwünschten. Denn sie meinten, darum 
wären sie nicht nach Indien gereist, um den Acker zu bauen, wilde Gegen¬ 
den urbar zu machen und an allen Bequemlichkeiten civilisirter Länder
	        
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