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wird getauft und dafür — kurz vor der Verbrennung — am Pfahle
erdrosselt.
Viele edle Offiziere und Gemeine wandten sich ab von dem unwür-
digen Anblick und murrten laut über diese Schändung des spanischen
Namens.
4. Almagro's Tod (1538).
Pizarro's Armee erhielt jetzt fast mit jedem Monat neuen Zuwachs,
und dies machte es ihm möglich, auf Kutzko, die Residenz des Inka, los¬
zugehen und sie in Besitz zu nehmen. Almagro erhielt nun auch vom
spanischen Hofe, was er sich gleich anfangs ausbedungen, aber von Pizarro
nicht erhalten konnte, eine eigene Statthalterschaft über 200 Meilen Landes
jenseits Pizarro's Gebiet. Bei näherer Erkenntniß des Landes ergab sich,
daß Kutzko schon zu Almagro's Gebiet gehöre, und darüber entstand der
erste Streit. Pizarro stellte sich indessen zur Nachgiebigkeit bereit und so
trat Almagro seinen Zug über die wildesten und höchsten Gebirge nach
Chili an, einen der beschwerlichsten und undankbarsten, die je gemacht
worden sind. Gold fand er wenig und das Volk war so streitbar, daß
an eine Niederlassung noch nicht zu denken war.
Pizarro richtet unterdessen die Regierung in Peru ein, bauet eine
ordentliche Hauptstadt, das heutige Lima (1535), und vertheilt nach alter
Weise Ländereien und Eingeborne unter seine Spanier. Viele Offiziere
zerstreuen sich mit kleinen Trupps im Lande umher, theils um das Innere
kennen zu lernen, theils um Gold zu suchen. Dies benutzt ein übrig-
gebliebner Sprößling aus dem Geschlecht der Jnka's; er sammelt seine
Völker und treibt die kleine spanische Besatzung in Kutzko so in die Enge,
daß sie dem Verhungern nahe ist. Da erscheint der aus Chili zurückge¬
kehrte Almagro, schlägt die Peruaner, nimmt aber auch die spanische Be¬
satzung gefangen, worunter zwei Brüder Pizarro's sind. Er hatte um so
mehr Ursache, diesen Theil von Pizarro's Gebiet für sich zu fordern, da
sein wildes Land gegen das reiche und schöne Peru gar nicht in Betracht
kam. Daß er aber mit Gewalt nahm, was ihm gebührte, war ein Be¬
weis, daß er Pizarro's Charakter kannte. Seine Freunde riechen ihm
sogar, dessen Brüder hinrichten zu lassen und gegen ihn selbst nach Lima
zu marschiren, weil jener ihm sonst zuvorkommen werde; doch dies schien
ihm zu hart.
Und doch ward diese Menschlichkeit sein Verderben. Der eine Bruder
Pizarro's entwischte ihm, den andern schlug Pizarro vor als Gesandten,
den man nach Spanien schicken sollte, damit der König selber entscheide.
Almagro, der gern Alles zum Guten lenken wollte, traut dem Fuchs noch
einmal, der ihn schon so oft betrogen hat, und läßt den Bruder los.
Dieser, anstatt nach Spanien zu reisen, kommt mit Pizarro's ganzer Macht
nach Kutzko, liefert dem alten kranken. 75jährigen Almagro im Angesicht
aller Peruaner eine blutige Schlacht (1538), worin er Sieger bleibt; er
bringt den Almagro selbst gefangen nach Lima, wo ihm der rachedurstende