Full text: Lesebuch für unterfränkische Fortbildungsschulen

— 219 — 
bedeutsamen deutschen Bleistiftindustrie war erst das Auf¬ 
treten Lothar Fabers von Stein, der zu ihrem Reformator ge 
worden ist. 
In dem Dorfe Stein bei Nürnberg finden sich die ersten 
Spuren der deutschen Bleistiftfabrikation. Schon zu Beginn des 
18. Jahrhunderts gab es in Nürnberg »Bleistiftmacher« und 
»Bleiweißschneiderc ; doch war in der damaligen Zeit von einer 
größeren Werkstätte oder gar einer Fabrik noch keine Rede. 
Im Jahre 1761 hat allerdings Kaspar Faber mit der fabrik¬ 
mäßigen Herstellung von Bleistiften in Stein begonnen; der Ab¬ 
satz seiner Erzeugnisse war aber so gering, daß er seine Blei¬ 
stifte selbst auf einem Schubkarren zu den Kaufleuten nach 
Nürnberg und Fürth fahren konnte. Auch Sohn und Enkel 
vermochten dem Geschäfte keinen Aufschwung zu geben; es 
fehlte ihnen der kaufmännische Geist und das Verständnis für 
Produktionsverbesserungen. Als Lothar Faber, der Urenkel des 
Begründers der Bleistiftindustrie in Stein, im Jahre 1839 die 
Leitung der Fabrik übernahm, beschäftigte er nur 20 Arbeiter. 
Seine Jugendzeit benutzte dieser strebsame, ungemein fleißige 
Mann dazu sich eine möglichst allgemeine kaufmännische Bil¬ 
dung zu erwerben. Um sie zu erweitern, ging er später nach 
Paris, wo damals das industrielle Leben in vollster Blüte stand. 
Hier traten seinem offenen Auge zuerst die großartigen Handels¬ 
beziehungen, die Paris mit dem In- und Auslande unterhielt, 
lebendig entgegen; hier lernte er das Arbeitsgebiet einer freien, 
regen Industrie kennen und auch den Wert eines großartigen 
Verkehrs, der kein Produkt unbeachtet läßt und einen ewig regen 
Wechsel verkehr zwischen Anbietern und Abnehmern herbeiführt. 
Hier war in ihm die Sehnsucht erwacht die vaterländische In¬ 
dustrie zu gleicher Ehre und zu gleichem Ansehen zu bringen 
und sie aus ihren engen Schranken zum siegreichen Wettkampf 
auf den Weltmarkt zu führen. 
Nach dem Ableben seines Vaters verfolgte er als Leiter der 
kleinen Fabrik, unterstützt von seinen beiden Brüdern, mit aller 
Kraft den von ihm gefaßten Gedanken. Sein Wahlspruch: 
»Wahrheit, Sittlichkeit und Fleiß 1« bildete die Grundlage seines 
Handelns. Er ging von der Überzeugung aus: kein mensch¬ 
liches Werk kann dauernden Erfolg haben, wenn es in irgend 
einer Beziehung auf Unwahrheit beruht oder mit den Sitten¬ 
gesetzen in Widerspruch gerät oder nicht mit unermüdeter
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.