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bedeutsamen deutschen Bleistiftindustrie war erst das Auf¬
treten Lothar Fabers von Stein, der zu ihrem Reformator ge
worden ist.
In dem Dorfe Stein bei Nürnberg finden sich die ersten
Spuren der deutschen Bleistiftfabrikation. Schon zu Beginn des
18. Jahrhunderts gab es in Nürnberg »Bleistiftmacher« und
»Bleiweißschneiderc ; doch war in der damaligen Zeit von einer
größeren Werkstätte oder gar einer Fabrik noch keine Rede.
Im Jahre 1761 hat allerdings Kaspar Faber mit der fabrik¬
mäßigen Herstellung von Bleistiften in Stein begonnen; der Ab¬
satz seiner Erzeugnisse war aber so gering, daß er seine Blei¬
stifte selbst auf einem Schubkarren zu den Kaufleuten nach
Nürnberg und Fürth fahren konnte. Auch Sohn und Enkel
vermochten dem Geschäfte keinen Aufschwung zu geben; es
fehlte ihnen der kaufmännische Geist und das Verständnis für
Produktionsverbesserungen. Als Lothar Faber, der Urenkel des
Begründers der Bleistiftindustrie in Stein, im Jahre 1839 die
Leitung der Fabrik übernahm, beschäftigte er nur 20 Arbeiter.
Seine Jugendzeit benutzte dieser strebsame, ungemein fleißige
Mann dazu sich eine möglichst allgemeine kaufmännische Bil¬
dung zu erwerben. Um sie zu erweitern, ging er später nach
Paris, wo damals das industrielle Leben in vollster Blüte stand.
Hier traten seinem offenen Auge zuerst die großartigen Handels¬
beziehungen, die Paris mit dem In- und Auslande unterhielt,
lebendig entgegen; hier lernte er das Arbeitsgebiet einer freien,
regen Industrie kennen und auch den Wert eines großartigen
Verkehrs, der kein Produkt unbeachtet läßt und einen ewig regen
Wechsel verkehr zwischen Anbietern und Abnehmern herbeiführt.
Hier war in ihm die Sehnsucht erwacht die vaterländische In¬
dustrie zu gleicher Ehre und zu gleichem Ansehen zu bringen
und sie aus ihren engen Schranken zum siegreichen Wettkampf
auf den Weltmarkt zu führen.
Nach dem Ableben seines Vaters verfolgte er als Leiter der
kleinen Fabrik, unterstützt von seinen beiden Brüdern, mit aller
Kraft den von ihm gefaßten Gedanken. Sein Wahlspruch:
»Wahrheit, Sittlichkeit und Fleiß 1« bildete die Grundlage seines
Handelns. Er ging von der Überzeugung aus: kein mensch¬
liches Werk kann dauernden Erfolg haben, wenn es in irgend
einer Beziehung auf Unwahrheit beruht oder mit den Sitten¬
gesetzen in Widerspruch gerät oder nicht mit unermüdeter