Full text: Lesebuch für unterfränkische Fortbildungsschulen

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151. pie JorLschriLte des Werkehrswesens zu Lande. 
Zn den ältesten Zeiten konnte sich deshalb kein so umfangreicher 
Verkehr wie jetzt entwickeln, weil die Verkehrswege und Verkehrsmittel 
noch unvollkommen waren. Der Landverkehr bedarf vor allen Dingen 
guter Wege und Sicherheit vor Raub und Überfall. Beides hat bis in 
die jüngste Zeit in vielen Ländern gefehlt. Erst im Laufe des 19- Jahr¬ 
hunderts hat Deutschland sein Runststraßennetz ausgebaut. Mit dessen 
Erweiterung und Verbesserung sachgemäßer Beschotterung wuchs der 
Verkehr; denn man konnte nun nicht allein größere Lasten fortbewegen 
sondern auch entferntere Märkte beziehen. 
Linen ungeahnten Aufschwung aber nahm der Landverkehr mit 
der Einführung d er Eisen b ahnen und zwar sowohl nach Ausdehnung 
und Umfang als auch nach Schnelligkeit, Billigkeit und Sicherheit. Lin 
Pferd kann auf einer guten Straße (Lhauffee) bei 3V2' Geschwindig¬ 
keit in der Sekunde 2\ Zentner — 1200 kg, auf der Schienenbahn aber 
2H0 Zentner — 12000 kg fortbewegen. So wird allein durch die Spur¬ 
bahn bedeutend an Rraft gespart, hierzu kam noch die Verwendung 
von Dampf- und Stromkraft, wodurch vor allem die Geschwindigkeit 
ungemein gesteigert werden konnte, während vor ¿100 Zähren die 
Rutschen von Mülhausen bis Basel (— HO km) 8 Tage, die Eilkutschen 
vor 100 Zähren noch etwa 2 Tage brauchten, durchfährt jetzt die Eisen¬ 
bahn diese Strecke in knapp zwei Stunden. Zu einer Reise von Leipzig 
nach Dresden brauchte man selbst bei den Eilpostkutschen mindestens 
30 Stunden, wenn man ohne Aufenthalt reiste, während man gegen¬ 
wärtig schon in 3 Stunden diese Entfernung zurücklegt. So spart man 
jetzt durchschnittlich etwa Vs an Zeit gegen früher, von Zahrzehnt zu 
Zahrzehnt haben noch dazu die Eisenbahnen ihre Schnelligkeit gesteigert. 
18H0 staunte man über eine Geschwindigkeit von 30 km in der Stunde; 
aber heutzutage legen in Deutschland die schnellsten Züge 70 bis 80 km, 
auf geraden Strecken oft sogar 90 km' stündlich zurück. Dennoch sucht 
man diese Zahlen noch mehr zu steigern und in Nordamerika fahren 
bereits Blitzzüge streckenweise bis 130 km, probeweise sogar bis 160 km 
stündlich. Noch mehr (bis 200 km) hofft man die Schnelligkeit mit 
Hilfe der Elektrizität steigern zu können. So vermindert der Mensch 
mehr und mehr die Entfernung und rückt die Völker und Länder einan¬ 
der näher. 
Hand in Hand mit dieser Steigerung der Schnelligkeit ist das wachs 
tum des Umfangs des Verkehrs gegangen. 18H0 besaß Deutschland 
erst H70 km Bahnen, 1860 schon 11 MO und 1906 über 560M km, während 
das Schienennetz Europas jetzt 3M000 und das der ganzen Erde über 
9M0M km umfaßt. Das in den Eisenbahnen angelegte, ungeheure 
Rapital beträgt für Deutschland rund 15 Milliarden, für die ganze Erde 
etwa 170 Milliarden Mark. 
Lesebuch für untersränkische Fortbildungsschulen. 
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