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„Seid ihr nur ruhig," sagte der Sepp zu seinen Kindern, „die Mutter
wird euch schon morgen länger schlafen lassen. Josepha, tu dir das Hemd
über die Brust zusammen, sonst wird dir kalt. Und jetzt — seid allweg schön
brav und folgt der Mutter, und wenn ihr groß seid, so steht ihr bei und
verlaßt sie nicht! — Ich hab' gearbeitet meiner Tag' mit Fleiß und Müh',
gleichwohl kann ich euch weiter nichts hinterlassen als dieses Haus und den
kleinen Garten und den Rainacker und den Schachen dazu. Wollt euch's teilen,
so tut es brüderlich; aber besser ist's, ihr haltet die Wirtschaft zusammen und
tut hausen und bauen. Weiter mach' ich kein Testament, ich hab' euch alle
gleich lieb. Tut nicht ganz vergessen auf mich und schickt mir dann und wann
ein Vaterunser nach! Und euch, die zwei Buben, bitt' ich von Herzen: Hebt
mir mit dem Wildern nicht an: das nimmt kein gutes End'. Gebt mir die
Hand darauf! So! — So, und jetzt geht wieder schlafen, Kinder, daß euch
doch nicht kalt wird, und gebt allzeit rechtschaffen Obacht auf eure Gesundheit!
Gesundheit ist das Beste. Geht nur schlafen, Kinder!"
Der Kranke schwieg und zerrte an der Decke.
„Zuviel reden tut er mir", flüsterte das Weib gegen mich gewendet.
Eine bei Schwerkranken plötzlich ausbrechende Redseligkeit ist eben auch kein
gutes Zeichen.
Nun lag er, wie zusammengebrochen, auf dem Bette. Das Weib zündete
die Sterbekerze an. „Das nicht, Anna, das nicht," murmelte er, „ein wenig
später. Aber einen Schluck Wasser gibst mir, gelt?"
Nach dem Trinken sagte er: „So, das frisch' Wasser ist halt doch wohl
gut. Gebt mir recht auf den Brunnen Obacht! Ja, und daß ich nicht ver-
gess': die schwarzen Hosen und das blau' Jöppel, weißt, und draußen hinter
der Tür, wo die Sägen hängen, lehnt das Hobelbrett, das leg über den
Schleifstock und die Bank; für drei Tag' wird's wohl halten. Morgen früh,
wenn der Holzjosel kommt, der hilft mich schon hinauslegen. Was unten
bei der Pfarrkirche mit mir geschehen soll, das weißt schon selber. Meinen
braunen Lodenrock und den breiten Hur schenk den Armen! Dem Peter magst
auch was geben, daß er heraufgegangen ist. Vielleicht ist er so gut und liest
morgen beim Leichwachen was vor. Es wird ein schöner Tag sein morgen,
aber geh nicht zu weit fort von heim, es möcht' ein Unglück geschehen, wenn
draußen in der Lauben das Licht brennt. — Nachher, Anna, such da im
Bettstroh nach; wirst einen alten Strumpf finden, sind etlich' Zwanziger drin."
„Seppel, streng dich nicht so an im Reden!" schluchzte das Weib.
„Wohl, wohl, Anna — aber aussagen muß ich's doch. Jetzt werden
tvir wohl nicht mehr lang beisammen sein. Wir haben uns zwanzig Jahre
gehabt, Anna. Du bist mein Alles gewesen; kein Mensch kann dir's vergelten,
was du mir gewesen bist. Das vergess' ich dir nicht im Tod und nicht im
Himmel. Mich gefreut's nur, daß ich in der letzten Stund' noch was mit
dir reden kann und daß ich gleichwohl so viel bei Verstand bin."
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