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Daß du mir nimmer werdest wiederkehren.
Ich sehe dich, im wilden Eisgebirg
Verirrt, von einer Klippe zu der andern
Den Fehlsprung tun, seh', wie die Gemse dich
Rückspringend mit sich in den Abgrund reißt,
Wie eine Windlawine dich verschüttet,
Wie unter dir der trügerische Firn
Einbricht und du hinabsinkst, ein lebendig
Begrabner, in die schauerliche Gruft. —,
Ach, den verwegnen Alpenjäger hascht
Der Tod in hundert wechselnden Gestalten!
Das ist.ein unglückseliges Gewerb',
Das halsgefährlich führt am Abgrund hin!
Tell. Wer frisch umherspäht mit gesunden Sinnen,
Auf Gott vertraut und die gelenke Kraft,
Der ringt sich leicht aus jeder Fahr und Not;
Den schreckt der Berg nicht, der darauf geboren.
(Er hat seine Arbeit vollendet, legt das Gerät hinweg.) .
Jetzt, mein' ich, hält das Tor auf Jahr und Tag.
Die Axt im Haus erspart den Zimmermann. (Nimmt den Hut.)
Hedwig Wo gehst du hin?
Tell. Nach Altdorf zu dem Vater.
Hedwig. Sinnst du auch nichts Gefährliches? Gesteh mir's!
Tell. Wie kommst du darauf, Frau?
Hedwig. Es spinnt sich etwas
Gegen die Vögte. Auf dem Rütli ward
Getagt, ich weiß und du bist auch im Bunde.
Tell. Ich war nicht mit dabei; doch werd' ich mich
Dem Lande nicht entziehen, wenn es ruft.
Hedwig. Sie werden dich hinstellen, wo Gefahr ist;
Das Schwerste wird dein Anteil sein, wie immer.
Tell. Ein jeder wird besteuert nach Vermögen.
Hedwig. Den Unterwaldner hast du auch im Sturme
Über den See geschafft. Ein Wunder war's,
Daß ihr entkommen. Dachtest du denn gar nicht
An Kind und Weib?
Tell. Lieb Weib, ich dacht' an euch;
Drum rettet' ich den Vater seinen Kindern.
Hedwig. Zu schiffen in dem wüt'gen See! Das heißt
Nicht Gott vertrauen! Das beißt Gott versuchen!