Cäsar.
67
Konsulats m sich Cäsar die Statthalterschaft über Galliens auf 5 Jahre
übertragen und im Jahre 55 wurde ihm das Amt auf weitere 5 Jahre ver¬
längert. Mit einem Heere von vier Legionen 2) zog Cäsar (58) in seine
Provinz. Er hatte die Absicht, den Theil des jenseitigen Galliens, welcher
den Römern noch nicht unterworfen war, zu erobern. Gleich im Jahre 58
begann erden Kampf und binnen acht Jahren (bis 51) war ganz Gallien
der Herrschaft Rom's unterworfen 3).
Pompejus und Krassus, die beiden andern Tbeilnchmcr des Trium-
virat's, blieben in den ersten Jahren, wo Cäsar in Gallien war, mit diesem
in Verbindung. Im Jahre 55 aber ging Krassus als Statthalter nach Syrien
und fiel dort (53) im Kampfe gegen die Parther4). Pompejus aber, der
das im Jahre 55 ihm zugetheilte Spanien dnrch seine Unterbeamten ver¬
walten ließ, übte von da an in Rom eine unbeschränkte Macht. In Folge
dessen lockerten sich die Banden der Freundschaft ztvischen Cäsar und Pom¬
pejus immer mehr, besonders da auch Julia, die Tockter Cäsar's, welche mit
Pompejus vermählt war, (54) gestorben war und Pompejus immer offner
nach der Alleinherrschaft strebte. Endlich bewirkte der auf Cäsar's Kriegs-
ruhm neidische Pompejus, daß der Senat im Jahre 49 den Befehl an Cäsar
ergehen ließ, sein Heer zu entlassen. Cäsar war mit seinen Legionen an
der Südgrenze seiner Provinz, als er diese Anordnung erhielt. Gehorchte
er, so war seine Macht dahin, gehorchte er nicht, so sah er blutigen Krieg
mit Ponipejus vor Augen. Er entschied sich für das Letztere. „Der Würfel
ist gefallen!" (alea jacta est) ries Cäsar an der Spitze seiner treuergebenen
Krieger, drückte seinem Roß die Sporen in die Seite und sprengte über
den Rubikon 4).
4. Der Würfel war gefallen und der Bürgerkriegs) zerrüttete Jahre
lang die Länder des römischen Reiches. Verwirrung und Schrecken entstaird
in Rom auf die Nachricht: „Cäsar kommt!" Alles suchte Rath und Hilfe
bei Pompejus, aber dieser war auf nichts gerüstet. Sorglos hatte er das
Unwetter heranziehen lassen und mit Selbstvertrauen geprahlt, „er brauche
nur mit den. Fuße auf den Boden zu stampfen und ganze Heere würden
zum Vorschein kommen." Wohl rief man ihm jetzt spöttisch zu: „wo sind
denn deine Armeen? stampfe doch!" Pompejns mit zweihundert vom Senat
_ l) Die Provinz Gallien wurde eingetheilt in Gallien diesseits der Alpen (Ober-
italien) und Gallien jenseits der Alpen (Frankreich). Letzteres hatten die Römer zur
Zeit Cäsar's bis zur Rhone (feit 121) unterworfen.
2) Zur Zeit des Cäsar bestand eine Legion ohngefähr aus 6000 Mann.
3) Während seines Aufenthaltes in Gallien ging Cäsar zweimal (55 und 53)
mit einem Theil seiner Legionen über den Rhein nach Germanien oder Deutsch¬
land und betrat so als der erste Römer den Boden unseres Vaterlandes. Doch
wagte er sich nicht weiter in das von Wäldern bedeckte und von kriegerischen Volks-
stämmen bewohnte Land hinein, sondern zog wieder nach Gallien zurück. — Auch nach
Britanien setzte er zweimal (55 und 54) über, vermochte aber auch hier keine blei¬
benden Eroberungen zu erzielen.
4) Die Parther wohnten jenseits des Euphrat in der Gegend des kaSpischen
Meeres. — Der Rubikon, ein kleines Flüßchen, der in das adriatische Meer mün¬
det, und in der römischen Zeit die Grenze zwischen der gallischen Provinz und dem
eigentlichen Italien bildete.
*) Der Krieg Cäsar's gegen Pompejus ist der zweite Bürgerkrieg: 49—45.
5*