Full text: Preußischer Kinderfreund

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Kleider haben, wenn diese auch alt und geflickt sind. Die gute Frau spielt 
nun mit den Kleinen, lehrt sie schöne Sprüche und Berschen und allerlei Gutes. 
— Nun hat es dem gütigen Königspaare auch herzlich leid gethan, dasi mancher 
arme Dienstbote, wenn er frank ist, im feuchten Stalle, mancher kranke Tag¬ 
löhner in seiner dumpfen Stube liegen muss, ohne Pflege und Hülfe. Da hat 
denn der gute Herr eine Krankenanstalt errichtet für solche arme Tienstleute. 
Der Pfarrherr hat die Aufsicht darüber und tröstet und ermahnt die Kranken 
aus Gottes Wort. Fromme Jungfrauen, Diakonissinnen genannt, pflegen sie 
und beten mit ihnen zu dem Arzte der Seelen. Sie gehen auch in die armen 
Hütten und geben den Leuten freundlich guten Rath. Außerdem unterrichten 
sie die größeren Mädchen in der Strick- und Nähschule. 
Endlich ist zu diesen wohlthätigen Anstalten auch noch eine Krippe gekom¬ 
men. Eine Krippe, was ist das? Nun, es ist eine Anstalt, in welcher Säug¬ 
linge auferzogen werden, deren Mütter sich nicht viel mit ihnen beschäftigen 
können. Krippe heißt solche Anstalt, weil unser Herr Jesus als ein Säugling, 
da er so arm war, auch in einer Krippe gelegen hat. Alles das hat unser 
König mit seiner treuen Gemahlin nicht von den Abgaben der Unterthanen ge¬ 
stiftet, sondern von seinen Einkünften, die er als Gutsbesitzer von Paretz hat. 
Das hat der König und die Königin gethan; sie sind als ein Vorbild christlicher 
Liebe vorangegangen; andere Gutsbesitzer sind ihrem königlichen Herrn nachgefolgt 
und haben ihre Freude daran gefunden. — Noch viel wäre zu erzählen, wie die 
hohen Herrschaften auf ihren Reisen Krankenhäuser und Rettungshäuser besuchen, 
wie sie reiche Geschenke spenden und die treuen Arbeiter an solchen Anstalten durch 
ihr freundliches Wort erquicken und stärken. 
Darum: Fürchtet Gott und ehret den König! 
3. Ein Segensgruß. 
Noch eine kleine liebliche Geschichte von unserem Könige und Herrn. Er war 
auf der Reise. In einem Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schuljugend 
niit ihrenl Lehrer begrüßte ihn, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her, 
worüber er sich sehr freute. „Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind/ 
sagte der hohe, freundliche Herr. „Nun will ich dir aber einmal einige Fragen vor¬ 
legen." „Wohin gehört das," fragte er, und zeigte dem Kinde eine Apfelsine. 
„In das Pflanzenreich," antwortete schüchtern das Mädchen. „Wohin nun das?" 
fragte der Herr weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Jn's Mineralreich," war die 
Antwort. „Wohin aber gehöre ich denn, mein Kind?" war die dritte Frage. 
Freundlich blickte das Kind seinen König an und sagte: „Jn's Himmelreich." Da 
glänzte eine Thräne in des Königs Auge, und er hob das Mägdlein empor und 
küsste es. 
„Wenn des Königs Angesicht freundlich ist, das ist Leben, und seine Gnade 
ist wie ein Abendregen."
	        
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