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Gehirn und Rückenmark hängen zusammen und bestehen aus einer
weißlichen Masse. Durch eine große Oeffnung am Hinterkopfe geht das Gehirn
in die Löcher der Wirbelbeine des Rückgrats hinunter, wo es dann Rücken¬
mark genannt wird. Bei einem Erwachsenen wiegt das Gehirn etwa 3 Pfund.
Weil seine Verletzung den Tod zur Folge hat, so hat Gott es sehr sorgfältig
vor aller Verletzung bewahrt, und es mit dem starken Schüdelknochen (Hirn¬
schädel) und 3 Häuten umgeben.
10) Das Gesicht, der edelste Sinn, hat zum Werkzeuge die Augen,
welche vorn unter der Stirne, in tiefen, mit starken Knochen verschanzten Höhlen
liegen, am obersten Theile des Körpers, damit sie von der Höhe herab recht
Vieles wahmehmen können. Sie sind beweglich nach allen Seiten hin, und
diese Beweglichkeit wird ihnen durch eine Fettigkeit erhalten, mit der die innern
Wände der Augenhöhle überzogen sind. Weil die Seele des Menschen die
meisten Eindrücke durch das Auge empfängt, so ist es auch überall auf's beste
verwahrt. Oberhalb ragen stark gewölbte Knochen hervor, welche es beim Fallen
schützen. Die Augenbraunen dienen theils zur Abhaltung des herabrinnen¬
den Schweißes, theils zur Mäßigung des eindringenden Lichtes, theils auch
zur Zierde. Die Augenlider decken das Auge im Schlafe und schließen
sich beim Herannahen einer Gefahr von selbst. Die Augenlider sind ringsum
mit Haaren oder Augenwimpern besetzt, welche den Staub, kleine In¬
sekten rc. abhalten. Die Drüse im äußern Augenwinkel gibt die Thränen-
seuchtigkeit, um etwas in das Auge Gedrungenes aufzulösen und weg¬
zuspülen. — Der Augapfel, dessen mittlerer Theil bald blau, bald braun
oder grau rc. ist, besteht aus verschiedenen Häuten und Feuchtigkeiten, die
alle zum Sehen Etwas beitragen. Die äußerste, dickste, vorn durchsichtige Haut
heißt man die Hornhaut; hinter dieser ist die sogenannte Regenbogen¬
haut, die in der Mitte eine runde Oeffnung hat, welche der Augenstern
oder die Pupille (Kindlein) heißt, weil sich das Bild dessen, der uns in's
Auge sieht, da verkleinert darstellt. Im Hellen zieht sich die Pupille oder
Sehöffnung unwillkürlich zusammen, um das Eindringen einer zu großen
Lichtmenge abzuhalten: im Dunkeln aber erweitert sie sich, um mehr Licht¬
strahlen einzulassen. Der Augapfel ist das Zärtlichste im Auge und daher am
sorgfältigsten zu bewahren. Wenn daher die Schrift sagen will, Gott bewahrt
den Menschen auf's sorgfältigste, so heißt es: „Gott bewahrt ihn, wie den Aug¬
apfel im Auge." (5. Mose 32, 10. Psalm 17, 8.) — Hinter der genannten
Oeffnung im Auge, welche schwarz zu sein scheint, ist die Krystalllinse (so
genannt wegen ihrer linsenförmigen Gestalt), aus Gallerte bestehend, ganz durch¬
sichtig und mit einer Haut versehen, die man ihre Kapsel nennt. Hinter der
Krystalllinse befindet sich die Netzhaut, mit welcher die hinterste Wand oder
der Grund des Auges überzogen ist; von hier aus geht der Sehnerv nach dem
Gehirn. Alle Gegenstände nun, welche wir sehen, werden in dem Auge abge¬
spiegelt und durch die Krystalllinse wird ihr Bild auf die Netzhaut geworfen. —
Wer viel am Schreibtische oder mit der Nadel arbeitet, dessen Auge gewöhnt
sich an das Sehen in der Nähe und sieht nicht gut in die Ferne..— Man
nennt solche Leute kurzsichtige. Bei Andern ist's umgekehrt, und diese heißen
fern sichtige Menschen. Die Brillen und Ferngläser sind Hülfsmittel für
solche Leute.
11) Das Gehör hat zum Werkzeuge die Ohren, welche aus beiden
Seiten des Kopfes angebracht sind, damit wir die Bewegung der Luft, die den