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20 und werden keine Stunde gehn,
so wirst du eine Brücke sehn
(wir müssen selbst darübergehn),
die hat dir manchen schon betrogen
(denn überhaupt soll's dort nicht gar zu richtig fein);
25 auf dieser Brücke liegt ein Stein,
an den stößt man, wenn man denselben Tag gelogen,
und fällt — und bricht sogleich das Bein."
Der Bub' erschrak, sobald er dies vernommen.
„Ach," sprach er, „lauft doch nicht so sehr!
30 Doch, wieder auf den Hund zu kommen, —
wie groß sagt' ich, daß er gewesen wär'?
Wie Euer großes Pferd? Dazu will viel gehören.
Der Hund, jetzt fällt mir's ein, war erst ein halbes Jahr;
allein, das wollt' ich wohl beschwören,
35 daß er so groß als mancher Ochse war."
Sie gingen noch ein gutes Stücke,
doch Fritzen schlug das Herz. Wie konnt' es anders sein?
Denn niemand bricht doch gern ein Bein.
Er sah nunmehr die richterische Brücke
40 und fühlte schon den Beinbruch halb.
„Ja, Vater," fing er an, „der Hund, von dem ich redte,
war groß, und wenn ich ihn auch was vergrößert hätte,
so war er doch viel größer als ein Kalb."
Die Brücke kommt,- Fritz, Fritz, wie wird dir's gehen!
45 Der Vater geht voran, doch Fritz hält ihn geschwind.
„Ach, Vater!" spricht er, „seid kein Kind
und glaubt, daß ich dergleichen Hund gesehen.
Denn kurz und gut, eh wir darübergehen:
Der Hund war nur so groß, wie alle Hunde sind."
57. Der vverRs Spatz. von o. eiautmcbt. .
Erzählungen aus dem Hessenlande. 5. Auflage. Frankfurt a. M. 1891. 8. 70.
war ein Bauer, bei dem ging's den Krebsgang von Jahr zu Jahr
mehr. Sein Vieh fiel Stück für Stück, seine Äcker trugen nicht die
Hälfte von dem ein, was sie tragen mußten, und die Ellenbogen fingen
bereits an, durch das Wams zu sehen, während der Steuerpfäuder und
Pfandverleiher fast wöchentlich zum Fenster hinein sah und höflich grüßend