Full text: Realienbuch (Teil 2, [Schülerbd.])

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58. Das Rind. 
3rt früheren Zeiten lebten in den Wäldern und gras- 
reichen Ebenen Deutschlands Werden von wilden Pferden; ein 
starker Hengst war ihr Führer und Wächter. Gemeinsam 
kämpften sie gegen ihre Feinde, die grimmigen Raubtiere, 
wenn den Pferden die pflege durch Menschenhand abgeht, 
verlieren sie an Größe und Schönheit. Die wilden Pferde 
sind kleiner als die zahmen; ihr Haar ist rauh und struppig. 
wie niedlich und behende ist ein junges Pferd, ein Füllen! 
Zn lustigen, leichten Sprüngen umkreist es das Mutterpferd, 
von dem es sorgsani bewacht wird. 
Zu den Einhufern gehören auch der Esel, das Maultier, der 
Mnulescl und das Zebra. 
58. Das Rind. 
Das Rind gehört zur Ordnung der Zweihufer oder 
Wiederkäuer. Sämtliche Tiere dieser Ordnung haben 
einen vierteiligen Magen. Das grobgekaute Futter geht zu¬ 
nächst in den Pansen oder Wanst. Hierauf tritt es in den 
Netzmagen, in dessen sechseckigen Zellen es in kleine Ballen 
geformt wird. Befindet sich das Tier in Ruhe, so gelangen 
diese Ballen durch Ausstößen wieder in den Mund und werden 
zum zweiten Male gekaut. Nun geht die Nahrung in die dritte 
und kleinste Abteilung des Magens, den Blüttermagen oder 
das Buch, legt sich zwischen die bltttterartigen Falten desselben 
und kommt endlich in den vierten Raum, den Labmagen, wo 
die völlige Verdauung stattfindet. 
Das Rind hat eine breite Stirn und nach außen und 
vorwärts gekrümmte Hörner. Die großen, stieren Angen stehen 
seitlich. Die Schnauze ist breit und unbehaart. Die Nasen¬ 
löcher stehen weit aus einander. Die steifen Ohrmuscheln sind 
beweglich. Im Oberkiefer befinden sich rechts und links sechs 
Backen-, aber keine Augen- und Schneidezähne, im Unterkiefer 
ebenfalls je sechs Backenzähne, aber auch acht Schneidezähne; 
Augenzähne fehlen auch hier. Der plumpe Leib des Rindes 
ist mit kurzen Haaren bedeckt, deren Farbe bei den einzelnen 
Tieren verschieden ist. An dem breiten Halse hängt schlaff die 
Haut herab. Man nennt sie Wamme. Der Schwanz bildet 
am Ende einen Haarbüschel. Die Beine des Rindes sind 
ziemlich plump und die gespaltenen Hufe breit. 
Wie alle Wiederkäuer, nährt sich auch das Rind nur von 
Pflanzen und kann in seine weite Bauchhöhle eine große Menge 
Futters aufnehmen. Es ist unser nützlichstes Haustier. Es zieht 
den Wagen und den Pflug, gibt uns Milch, Butter, Schmalz und 
Käse. Geschlachtet liefert es uns vorzügliches Fleisch, Talg, Haut, 
Hörner, Haare und Hufe. Das Rind ist gutmütig und lenksam. 
Wer dieses Tier durch unnötige oder zu harte Strafen, sowie 
durch Überanstrengung bei der Arbeit quält, oder wer ihm
	        
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