152. Das Gasthaus zum goldenen Apfel. 128
2. Selten verschenkt der Sparsame etwas; aber er be¬
trügt auch nicht und verkürzt niemand den verdienten Lohn.
Der Geizige sucht sich nicht immer auf rechtmäßige Art zu
bereichern. Wo er kann, verkürzt er dem Taglöhner den
sauer erworbenen Verdienst; sich selbst und den Seinigen
entzieht er den nötigen Lebensunterhalt und wird jeden Tag
ihnen und sich selbst eine größere Plage. Bei allem Über¬
flüsse darbt er.
3. Der Sparsame lebt nicht verschwenderisch; aber was
er notwendig braucht, das verschafft er sich. Auf jede er¬
laubte Art verbessert er seine Lage, und um großen Aus¬
gaben vorzubeugen, läßt er einen kleinen Schaden rechtzeitig
ausbessern. Der Geizige thut das nicht. Seine Geldgier
macht, daß er manchmal Sachen dem Verderben preisgibt,
weil er schadhaft gewordene nicht ausbessern läßt, wenn es
auch leicht hätte geschehen können.
4. Den Hilfsbedürftigen entläßt der Sparsame nicht,
ohne ihm mitzuteilen von dem, was er auf rechtmäßige Art
sich erworben hat. Der Geizige aber bleibt kalt bei der
Not seiner Mitmenschen; mit leeren Worten speist er den
Hilfsbedürftigen ab; denn die Leiden seiner Mitmenschen
gehen ihm weniger zu Herzen als der Verlust einiger
Pfennige; den Sparsamen muß man achten; der Geizige
wird verachtet.
152. Aas Gasthaus zum goldenen Apfel.
Ich weiß ein Gasthaus, das liegt draußen im Felde
an einem einsamen Fußpfade. Dach und Wände des Hauses
sind grün, und als Schild trägt es einen goldenen Äpfel,
der an einem langen Aste hängt. Nirgends kann die Be¬
dienung pünktlicher und besser sein. Kaum ist man einge¬
treten, so erhält man sein Gericht, Speise und Trank, in
einer Schüssel, und man kann sich nach seinem Gefallen so
viel davon nehmen, als man will. Wünschest du nach ge¬
haltener Mahlzeit eine Zeit lang auszuruhen, so steht dir
zu ebener Erde ein weiches Bett bereit, unb der Wirt ist
so freundlich, dich selbst zuzudecken. Während du so im
unteren Stockwerke ruhest, geht es im oberen Teile des
Hauses gar lustig zu. Dort schwärmt eine Schar leichter,
fröhlicher Gäste ein und aus; sie schmausen, springen und
Fischer, Lesebuch für baher. Volksschulen.
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