Full text: [Teil 1 = 5. Schulj., [Schülerbd.]] (Teil 1 = 5. Schulj., [Schülerbd.])

bildete den Nahegau, die Umgegend von Worms bis zur Jsenach 
gehörte zum Wormsgau und südlich davon lag der Speyergau. 
Besondere Sendgrafen wachten darüber, daß das Volk von 
den Grafen nicht bedrückt werde. Mark- oder Grenzgrafen 
bekämpften die feindlichen Nachbarn; die Pfalz grafen, welche den 
königlichen Schlössern und Gütern vorstanden, überwachten die wider¬ 
spenstigen Herzöge des Landes. In Gau- und Reichsversammlungen 
wurde das Wohl des Reiches beraten. 
Karl der Große war ein frommer Mann und gründete viele 
Kirchen und Klöster. Bei allen Klöstern wurden Schulen angelegt, 
in denen die Kinder im Christentume, im Lesen und Schreiben unter¬ 
richtet wurden. Er selbst machte im hohen Alter noch Schreib¬ 
übungen. Um den Kirchengesang zu verbessern, ließ er Vorsänger aus 
Italien kommen. 
Auch herrliche Paläste ließ der Kaiser erbauen und prächtig 
ausschmücken. 
Karl der Große liebte deutsche Sitten und deutsche Sprache. 
Auf seinen Befehl wurden die altdn deutschen Lieder gesammelt, den 
Winden und Monaten gab er deutsche Namen. 
Große Sorgfalt verwendete Karl auf die Hebung der Landwirt¬ 
schaft. Der Weinbau, die Bienenzucht, die Zucht der Obstbäume, die 
Wiesen- und Waldpflege,.die Viehzucht, die Gärtnerei und selbst'die 
Blumenzucht beschäftigten seine Aufmerksamkeit. 
Handel und Verkehr suchte Karl der Große durch den Bau von 
Straßen und Brücken zu fördern. Er versuchte sogar die Nordsee mit 
dem Schwarzen Meer durch einen Kanal zwischen der Donau und dem 
Maine zu verbinden. (Der jetzige Ludwigskanal.) 
Karls Lebensweise. Karl der Große war von riesiger Kraft 
und maß sieben seiner Füße. Im Fechten, Reiten und Schwimmen 
tats ihm keiner gleich. Bei seinem einfachen Mahle liebte er Saiten¬ 
spiel und Gesang. Am liebsten weilte er bei seinen Kindern oder 
im Kreise gelehrter Männer. Seine Kleidung, welche zum Teil von 
seinen Töchtern gefertigt war, unterschied sich an Werktagen kaum 
von der des Volkes. 
Karls Ende. Karl der Große wurde 72- Jahre alt. Sein Leib 
wurde einbalsamiert und im Dome zu Aachen im vollen Kaiser¬ 
schmucke beigesetzt. 
Karls Nachfolger werden Karolinger genannt. Bei einer Teilung 
des großen Kaiserreiches im Jahre 843 wurde Deutschland unter 
Ludwig dem Deutschen ein selbständiges Reich. Keiner der Karo¬ 
linger besaß die Kraft und Weisheit Karls des Großen. Deshalb 
herrschte Zwietracht im Innern und nach außen verlor das Reich 
sein Ansehen. Mit Ludwig dem Kinde starben im Jahre 911 die 
Karolinger in Deutschland aus.
	        
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