Full text: Aus dem Deutschen Reiche (H. 1)

Dünen 
bei Winz auf öei' Infei' Wägen. 
Dieses Bild versetzt uns au die Ostküste der Insel Rügen und zeigt 
uns die an ihr (namentlich in der Gegend von Binz) in besonderer Weise 
ausgeprägten Dünenbildungen. Von Osten her (an der rechten Seite) dringt 
das Prorer Wiek in das Land. Sonst erblicken wir allenthalben Dünen, die 
landeinwärts immer mehr und mehr Pslanzenwnchs zeigen und endlich sogar 
mit Kiefern bestanden sind. Im Vordergründe steht einsam, im Windschntze 
der Dünen, ein Fischerhänschen, „Strandkate" genannt, und an der Schatten¬ 
seite desselben breitet dessen Besitzer seine Netze aus. Im Hintergründe 
erheben sich die nicht unbeträchtlichen Höhen der Halbinsel Jasmund. 
Ein einfaches und nüchternes Bild ist es, und doch bietet es des Lehr¬ 
reichen und Interessanten überaus viel. 
So regellos einem auch die zahlreichen Dünen ans den ersten Blick 
erscheinen mögen, so erkennt man doch bald Plan und Ordnung in den lang¬ 
hinstreichenden Ketten. Meist sind sie senkrecht gegen den herrschenden Wind 
gerichtet, und immer erhebt sich hinter dem meerwärts gewendeten Außenwalle 
landeinwärts ein zweiter innerer Wall, oft noch ein dritter und vierter 
Thäler senken sich dazwischen, den Linien des Gesamtznges folgend und sie 
kreuzend. Durchwandert man diese merkwürdige Sandgegend, so ergreift ein 
seltsam beklemmendes Gefühl das Gemüt. Einförmig und einsam ziehen die 
hageren Rücken, die hohlen Thäler dahin, kaum daß an feuchter Stelle ein 
frischerer Pflanzenwnchs das Auge erfreut. Zuweilen aber erhält das Landschafts¬ 
bild in feiner Ode einen großartigen Zug. Die oft steilen Abstürze und 
Hänge bedeutender Dünen, ihre scharf geschnittenen Grate und der geordnete 
Zug ihrer Gipfel verleihen dem Ganzen ein Gepräge von Größe, und wenn 
das Sonnenlicht auf den bleichen, fast blendenden Massen liegt, erscheinen, 
die weißen, windgefegten Abhänge wegen der in der Sonne funkelnden Sand¬ 
körnchen, die unablässig über sie hinfliegen, wie mit einem weichen Flaum 
übersponnen; man könnte glauben, den schneebedeckten Kamm eines Hoch¬ 
gebirges aufsteigen zu sehen. An das Hochgebirge erinnert auch vor allem.
	        
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