Full text: Österreichische Vaterlandskunde für die oberste Klasse der Mittelschulen

Geschich 
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Die Reformation, die seit dem Auftreten Martin Luthers (1517) ihren Siegeszug 
in Deutschland begann und das Reich in zwei Parteien zerrib, vermehrte die dehwierig- 
keiten der Regierung. Die Fürsten des — 
ihnen die Reformation durch das Landes kire— hentum und dureh die zahl- 
reichen Sakularisationen gab, dazu, um ihre Macht als Landesherren und als 
Gesamtstàâmde dem Raisertum gegenüber zu mohren. 
Da gleichzeitig die Aussicht, Böhmen und Ungarn für seinen Bruder Ferdinand 
zu erwerben, nâherrückte, so fabte Karl den Plan, dessen persönliche Macht zu 
erhöhen und die eigene Entlastung zu erzielen. 
Durch den Vertrag von Brüssel (17. Pebruar 1522) wurde zwischen den 
Brũdern folgende Teilung verabredet: Perdinand erhielt Nieder- und Oberõsterreich, 
Steiermark, Kärnten und Krain, dann Tirol, Vorarlberg und die Vorlande; Rarsl 
behielt dis burgundischen, spanischen, miederländischen und italienischen Lander. 
Wenige Jahre spater (1531) seß Rarl semen Bruder zum römischen Rönige wahlen; 
or selpst sah ihn als seinen Stellvertreter in Deutschland an. 
Das habshurgische Haus ist durch diess Teilung in 2wei selbstãndige 
Dynastien zerlegt: in eine deutsche und eine spanische, die aber doch, mit ganz 
zeltenen Ausnahmoen, politisch verbunden blieben. zahlreiche Heiraten fanden zwischen 
den Gledern beider Pamilien statt, immer mit der ausgesprochenen Absieht, die gegen· 
seitige Erbfolge zu sichern. Die deutschen Habsburger wurden durch diese Heiraten 
und dureh die Notwendigkeit, westeuropaische Politik zu treiben, von ihrer nächst- 
liegenden Bestimmung immer wieder abgelenkt: ihre Aufgabe, die Stellung im Osten 
du behaupten, wurde erschwert. 
Wahrend die spanische ILinie ungeteilt blieb, war das in der österreichischen nicht 
der Fall. In dieser blieb die Tradition eines „Gesamtbesitzes“ des Hauses lebendig. 
Ferdinand selbst hat seine Lnder unter sSeine drei Söhne geteilt: der 
alteste, Maximilian II., erhielt die Raiserwürde, Böhmen, Ungarn und Nieder- und 
Oberõsterreich, der zweite, Ferdinand, vermahlt mit der Augsburger Bürgerstochter 
Philippine Wolser, Tirol und die Vorlande, der jüngste, Karl, Innerösterreieh. 
Die Tiroler Läinie erlosch 1595. Die döhne der Philippine Welser waren nicht 
sukzessionsfäühig. Nach langem Streit ischen der österreichischen und der stei- 
rischen Linie über die Nachfolge kam es zur Bestellung eines Gubernators““, dem 
von beidon Seiten je zwei Rate beigestellt werden sollten. Als Gubernator fungierte 
muerst Erzh. Maximilian, der Bruder Rudolfs II., bis 1618; 1623 ging Tirol auf Leopold 
über, den Bruder Ferdinands II. Die österreichische Linie gtarb zwar erst 1621 mit 
Albroecht, dem Statthalter der Niederlande, aus; da aber dieser zugunsten Ferdinands 
von Steiermark verzichtet hatte, wurde Ferdinand schon 1619, nach dem Tode Matthias', 
Kaiser und vereinte den Besitz beider Läinien in seiner Hand. Auf Leopold von Jirol 
sind seine Söhne Ferdinand RKarl und Siegmund Franz gefolgt; des letateren Nichte und 
Erbin, Claudia, brachte Tirol (1665) mit ihrer Hand an Raiser Leopold J. zurück. 
wodureh der Gesamtbesitz der deutschen Linien wieder vereinigt wurde (8. Stamm- 
takel).
	        
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