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Das Bild einer echt deutschen Stadt, ein zu Stein gewordenes Bild des
Mittelalters, bietet Nürnberg. Es liegt in sandiger aber wohl angebauter El'ene
an der Pegnitz. Den Waldschmuck vennißt man. Die Straßen sind eng und
krumm, aber nicht langweilig. Eine Ringmauer mit schönen Warttürmen schließt
die Stadt ein. Ein Blick von der Feste, wo die Hohenzollern als Burggrafen
wohnten, jeder Schritt in den Straßen, der immer neue Bilder zeigt, erfreut höchlich.
Überall sieht man altertümliche Häuser mit kunstvoller Schnitzerei, prächtig ausge¬
schmückte Kirchen, schön gezierte Brunnen, allerlei Denkmäler, berühmte Namen und
geschichtliche Erinnerungen. (Hans Sachs und Albrecht Diirer.) Niirnberg war die
Königin der deutschen Städte, und noch heute herrscht der regste Verkehr in dieser
Stadt' besonders sind ihre Spielwaren unb Pfefferkuchen berühmt.
20. Das Königreich Sachsen.
(Flächeninhalt: 14 992 qkm. — Bevölkerung: 2 970 000 Einw.)
1—3. Es bildet ein Dreieck im Elbgebiet auf der nördlichen Abdachung
des Lausitzer- und Erzgebirges. Die 3 Eckstädte sind Leipzig, Plauen
und Zittau. Das Land ist kleiner als die Provinz Sachsen, hat aber
eine dichte, meist evangelische Bevölkerung von fast 3 Millionen. Das
Königshaus ist katholisch. (Grenzen?)
4. Der S. ist gebirgig, der N. eben. Den südlichen Saum bildet der
Kamm des Erzgebirges, das sich an das Elbsandsteingebirge lehnt
und als steiler Gebirgswall ohne Abwechselung nach S.-W. läuft.
Nach N. schickt das Erzgebirge in steil eingefaßten Thälern die Quellfliisse
der Mulde und geht allmählich in das sächsische Bergland über. Es ist holz- und
metallreich und dicht bevölkert. Die armen Erzgebirgler bebauen mit größter Sorg¬
falt jede Hand breit des magern Bodens, arbeiten in den Bergwerken, schnitzen,
schmieden, spinnen und weben in Fabriken, klöppeln Spitzen oder gehen hausierend
in die Welt. Immer zieht sie aber die Sehnsucht wieder in die arme Heimat
zurück, wo die Kartoffeln oft das einzige Brot, eine Hütte die Wohnung von 20—25
Menschen ist. Es ist ein genügsames, treuherziges Volk mit singender Sprache.
Schon die kleinen Kinder müssen arbeiten und verdienen. Viele Kinder sind darum
nicht als Last angesehen. „Viele Kinder, viele Vaterunser!" hört man sagen, oder:
„Was hat's mit den Leuten für Not, sie haben ja viele Kinder!" — Eine lieb¬
liche Gebirgslandschaft mit den wunderlichsten Felsgebilden ist die sächsische
Schweiz im Elbthale von Pirna bis Tetschen in Böhmen.
5. Elbe, Mulde, schwarze Elster, Spree und Görlitzer
Neiße bewässern das Land.
Wo entspringen, wie laufen und wo münden sie? Als Wächterin der Elbe
liegt einige Meilen über Dresden auf einem hohen Sandsteinfelsen die früher un¬
einnehmbare Festung Königstein. Der Fels hat V» Stunde im Umfang, fällt
auf 3 Seiten senkrecht ab und ist nur auf der vierten Seite durch einen steilen,
befestigten Weg zugänglich. Ein tiefer Brunnen versorgt die kleine Besatzung mit
Wasser. Im Kriege werden die Schätze Dresdens hierher gefliichtet.
6. Sachsen hat einen sorgfältigen Landbau, einen vollkommenen Berg¬
bau, sehr viele Fabriken und regen Handel, große Wohlhabenheit und gute
Schulen.
7. Es zerfällt in die Kreishauptmannschaften: Dresden, Leipzig,
Zwickau und Bautzen.
Wo liegen: das prächtige „Elbflorenz" Dresden (220) mit seinen Palästen
und Kunstschätzen, Meißen mit Porzellanfabrikation und der herrlichen Albrechts¬
burg, die Bergstadt Freiberg (25), die Meß- u. Buchhändlerstadt Leipzig (148),