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mit einzelnen abgerissenen Tönen über die Felder, erhebt sich trillernd wie
eine klingende Rakete in die Höhe, hält sich mit zitterndem Flügelschlage
singend hoch oben, faltet dann plötzlich die Flügel, schießt blitzschnell herab
und verschwindet im Getreide.
Zu den Kegelschnäblern gehören die zänkischen Meisen mit spitzen,
krummen Krallen, die sangeskundigen Finken, die frechen grauen Spatzen, der
hochrote Kreuzschnabel mit gekreuzten Schnabelspitzen, der Gimpel mit roter
Brust und schwarzem Käppchen, der bunte Stieglitz oder Distelfink, der gelbgrüne
Zeisig, der gezähmte gelbe Kanarienvogel u. n.
23. Nie Schwalbe.
1. Die Schwalbe ist eine Hausfrcuudin der Men¬
schen, ein Sommergast, der im April kommt und im
September geht. Die Rauch- oder Dorf schwalbe
siedelt sich gern in Küchen und Ställen, die Haus-
schw albc über Fenstern an. 2. Der schlanke Körper trägt
ein glattes Federkleid, oben stahlblau, unten gelblich; an
Stirn und Kehle ist es braunrot, bei der Hausschwalbe
weiß. Der kurze, dreikantige Schnabel ist am Grunde
weit gespalten; die Schwalben gehören deshalb zu den
Spaltschnäblern unter den Singvögeln. Die Beine
sind kurz und schwach, so daß sich das Tierlein wie
ein Krüppel darauf bewegt. Die langen Zehen haben
scharfe Krallen. Die langen Flügel laufen spitz aus
und legen sich kreuzweise über den Gabelschwanz. 3. Im
Winter sucht die Schwalbe in Afrika ihre Kost, aber
ihre Heimat, wo sie zweimal brütet, ist bei uns. Das Rest der Rauch¬
schwalbe ist eine offene Viertel-, das der Hausschwalbe eine geschlossene Halb¬
kugel mit einem Flugloche. Männchen und Weibchen schleppen Schlamm¬
klümpchen im Schnabel herbei und mauern damit die Nestwand, indem sie
Hälmchen einflechten und mit ihrem Speichel leimen. Im Reste wird ein
weiches Bett für Eier und Junge bereitet. Alte Nester werden ausgebessert.
4. Allerlei Insekten, die im pfeilschnellen Fluge besonders über Gewässern
erhascht werden, bilden die Nahrung der Schwalbe. 5. Dadurch nützt, als
Hausfreuudin erfreut sie uns. Ihr Lied klingt traulich, wenn auch nicht
schön. Schon vor Tage singt sie es, auf dürren Zacken sitzend. Man hat
ihm die Worte unterlegt: Als ich Abschied nahm, waren Kisten und Kasten
schwer; als ich wiederkam, war alles leer. 6. Die Schwalbe ist eine Seil¬
tänzerin der Lüfte, badet, schwenkt, nährt, ergötzt sich im pfeilgeschwinden
Fluge. Ihren Jungen giebt sie zwischen 2 Wänden Unterricht in'der Fliege¬
kunst. Vor dem Wegzüge sammeln sich die Schwalben zu Heeren auf hohen
Dächern oder im Röhricht und nehmen nur zögernd Abschied von der Heimat.
Dünnschnäbler sind die kleinen, farbenprächtigen Kolibri im heißen
Amerika, unb der taubengroße, lehmgelbe Wiedehopf auf Viehweiden, der einen
zurücklegbaren Federbusch auf dem Kopfe und helle Binden auf Schwanz und Flü¬
geln hat. Er ist unreinlich, riecht übel und schreit „hup, hup!"
Zu den Zahnschnäblern mit hakiger Spitze am Oberschnabel gehört der
rotriickige Würger (Dorndreher oder Neuntöter) m Feldhecken und an Waldrän¬
dern, der die Insekten lebendig auf Dornen spießt.