26. Die Erzählung der Schneeflocke.
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weg, und nur ein wenig Wasser vorn an seinen Fingerspitzen
war übriggeblieben. Uber es flogen immer noch mehr aus
der Luft herunter, und Paul langte mit seinem kurzen Urme
hinaus, um eine in der hohlen Hand zu fangen. Er hatte
einmal eine Geschichte von seiner Mutter gehört — von einer
Schneeflocke, die erzählen konnte. — Ei, dachte er, ich will mir
eine fangen, die soll mir erzählen, ich will sie an mein Ohr
halten, ctber es wollte keine dicht herankommen; es war auch,
als wenn sie ihn neckten, erst kamen sie dicht heran, dann
flatterten sie wieder weg. Er reckte sich immer weiter hinaus
— eine dicke, weiße Flocke kam jetzt aus der Luft herunter¬
gesegelt — er packt sie mit der ganzen Hand — und — stürzte
von oben aus dem Fenster in den hos hinein. — Da lag er
auf der Erde, still und weiß wie der Schnee, der immer noch
herunterfiel! aber seine Hände packten keine Schneeflocken mehr,
und wenn sie noch so dreist wurden und sich auf sein haar
und auf seine Hände setzten. — Und dann kam die Mutter,
die vor Schreck sich an der Mauer festhalten mußte. Und
dann saß der Doktor vor seinem Bett, und die Mutter stand
dabei mit verweinten Uugen. — Danken Sie Gott, tröstete sie
der Doktor, wenn nicht die Zeugleinen gewesen wären, so wäre
der Zunge tot, aber nun kann noch alles gut werden. — Za
die Zeugleine lag an der Erde, und der alte Nagel in der
Planke auch — der hatte den stärksten Unprall aushalten
müssen — nun lag er im Schnee. Uber die Mutter hat ihn
gefunden und hat ihn in den Uommodenauszug gelegt, ganz
hinter in die Ecke. — Und wenn ihr mir versprecht, nicht so
unvorsichtig am Fenster herumzuwirtschaften wie der kleine
Paul, dann will ich den alten rostigen Nagel mal mitbringen
und seine Lebensgeschichte erzählen.
Paul aber lag im Nett und sah nichts und hörte nichts.
Und es wurde Weihnachten, und in den Fenstern sah man die
Hellen Tannenbäume, auch hörte man durch die nebelige Lust
Helle Kinderstimmen singen — Paul sah nichts und hörte nichts.
Und es kam Besuch: Tante und Gnkel, die beide ein Paket
trugen und die leise mit Vater und Mutter sprachen. Za die