Full text: Illustriertes Realienbuch

III 
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(Chlor verbindet sich begierig mit dein Zinnamalgam auf der Rückseite der Spiegel 
und nimmt ihm den Glanz.) — Warum zerstört Chlor das Jndigoblau, nicht 
aber das Pariserblan? (Ersteres ist organischer, letzteres metallischer Natur; nur 
Pflanzenfarben vernichtet das Chlor.) — Warunr entwickelt sich lebhaft Chlorgas, 
wenn man Essig auf Bleichkalk schicktet? (Bleichkalk ist Chlorkalk; Essig verbindet 
sich mit dein Kalk und macht das Chlor frei.) — Warum bleichen angefeuchtete 
Gewebe mit Chlor rascher als trockene? (Wasser saugt das Chlorgas lebhaft auf 
und leitet es durch alle Fasern.) — Warunr nnis; man vorsichtig mit Fleckwasser' 
(unterchloriger Säure) beim Bleichen vergilbter Wäsche sein? (Ein Übermaß zer¬ 
stört die Wäsche. Rezept: 30 g Chlorkalk auf 1 Eimer kaltes Wasser; l0 Min., 
liegen lassen; 2 mal in klarem Wasser ausspülen.) — Warum desinfiziert man 
bei ansteckenden Krankheiten mittelst Chlorräucherung?^ (Ansteckungsstoffe wie 
Miasmen, Bakterien, Spaltpilze rc. sollen zerstört werden. Auch Kalkmilch, heiße 
Lust und Wasserdämpfe zerstören organische Krankheitsstoffe.) — Wie konserviert 
man Fleischwarcn? (Alan räuchert sie, denn Kreosot im Rauche wehrt der Fäulnis, 
oder man überstreicht sie mit Carbolsäure, Salicylsäure oder rotem mangansaurem 
Kali, das den Geruch nimmt und Fäulnis verhiitet.) — Wie beseitigt man den 
Übeln Geruch der Aborte? (Durch eine verdünnte Auflösung von Eisenvitriol in 
Wasser. Die Schwefelsäure darin bindet das Ammoniak, das Eisenoxydul das 
Wasserstoffgas. Auch Erde, Kohlenklein, Torfgrus desinfizieren, inbem sie die Gase 
in ihre Poren aufsaugen. 
6- Die Säuren, Susen und Salze. 
I. In ein Glas Wasser schütte ich einige Tropfen Schwefelsäure, rühre 
die Flüssigkeit um, halte dann blaues Lackinnspapier (das mit einein Färb- 
stoff aus der Lackmusflcchte getränkt ist) hinein, und sofort färbt sich dasselbe rot. 
Gieße ich hierauf Sodalauge in das Glas und halte das gerötete Papier hinein, 
so färbt es sich ivieder blau. Mische ich Kalkwasser, eine Basis, mit ange¬ 
säuertem Salpetcrwasser, einer Säure, so neutralisieren sich beide und bilden 
ein Salz, den salpetersanern Kalk. 
II. Säuren sind chemische Verbindungen, welche sauer schmecken, blaues 
Lackmus rot färben uub Wasserstoff enthalten, welcher durch ein Metall er¬ 
setzt werden kann. Sie lösen Metalle, mischen sich mit Wasser, erzeugen mit 
chemischen Basen Salze und kommen als Fruchtsaft, Kohlensäure, Kieselsäure 
u. s. w. häufig vor, oder werden künstlich hergestellt. Die mächtigste aller Säuren 
ist die Schw efelsänre. Sie wird in Fabriken aus verbrennendem Schwefel 
unter Beihilfe von Wasserdämpfen und Salpetersäure dargestellt. Die Basen 
enthalten neben Wasser- und Sauerstoff noch ein Metall, schmecken langen- 
artig, färben rotes Lackmuspapier blau, lösen Fette, sind geruchlos, begierig 
nach Wasser rc. Die Salze sind eine Vereinigung von Säuren mit 
Basen; man kann sie als Säuren betrachten, deren Wasserstoff durch Metalle 
ersetzt ist; sie lösen sich in Wasser oder Säuren, krystallisieren, bewirken 
Blutvergiftung in Wunden und sind für das gewerbliche Leben von größter 
Wichtigkeit (Soda, Seife, Glas- und Thonwaren, Farben, Schießpulver, 
Düngsalze, Färberei, Druckerei, Photographie rc.). 
III. Warum verschwindet ein Kupserpfennig endlich in erwärmter Salpeter¬ 
säure? (Das Kupfer verbindet sich mit dem Stick- und Sauerstoff der Salpeter¬ 
säure zu salpetersaurem Kupfer.) — Warum wird blindgewordenes Kupfer wieder 
blank beim Scheuern mit Sand uub verdünnter Schwefelsäure'? (Der Sand löst 
mechanisch, die Säure chemisch die Oxydschicht.) — Warum verschwindet ein Stückchen 
Kreide in wässeriger Salzsäure? (Die Säure verbindet sich mit dem Kalk und 
befreit die Kohlensäure.) — Warum wird ein Holzspan in Schwefelsäure schwarz? 
(Die wassergierige Schwefelsäure entreißt der Holzfaser alles Wasser. So wirkt sie
	        
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