Full text: Illustriertes Realienbuch

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braven Schweppermann zwei!" Schweppermanns Teilnahme an der Schlacht ist 
aber geschichtlich nicht erwiesen. Leopold, der Bruder des Besiegten, setzte 
den Krieg fort, und oer Papst sprach über Ludwig den Bann und über sein Land 
das Interdikt aus. Da versuchte Ludwig eine Aussöhnung mit dem gefangenen 
Friedrich und besuchte ihn selbst. Der Kummer hatte den Gefangenen gebeugt 
und sein Haar gebleicht: seine Gattin hatte sich die Augen ausgeweint. Friedrich 
gelobte eidlich, den Friesen ju erwirken, oder in feine Haft zurückzukehren. Da 
er den Starrsinn feines Bruders nicht zu beugen vermochte, so stellte er sich 
wieder in München zur Haft. Gerührt umarmte ihn Ludwig und teilte hinfort 
Tisch, Bett und Negierung mit ihm. Aber der Kummer hatte Friedrichs Gesund¬ 
heit untergraben und führte ihn einem frühen Tode zu. Schönheit, Macht und 
Edelmut bei unsäglichem Unglück, das war sein Leben! Vergebens suchte Ludwig 
vom Banne loszukommen, der Papst stellte die demütigendsten Bedingungen. 
Da traten die Kurfürsten zu Rense am Nbein zusammen und erklärten, daß 
ein rechtmäßig gewählter Kaiser oer päpstlichen Bestätigung 
nicht bedürfe. 
2. Zustände in der Mark Brandenburg. Nach Waldemars Tode war die 
schlimmste Unordnung in der Mark Brandenburg eingerissen. Die Raubritter 
und die Grenznachbarn wetteiferten in der Schädigung des Landes. Der Kaiser 
belehnte endlich seinen Sohn Ludwig mit dem herrenlosen Lande (1324). Doch 
schwere Mühe kostete es, die raublustigen Nachbarn und den Naubadel im Zaume 
zuhalten. Dazu wälzte sich vou Osten eine schwere Wetterwolke heraü. Der Polen¬ 
könig siel mit seinen wilden Horden in die Mark ein, plünderte Kirchen und 
Klöster, steckte Dörfer und Städte an, ließ die Felder zerstampfen, Weiber und 
Kinder mißhandeln, alle Wehrhaften niederschlagen und gegen 6000 Männer in 
die Sklaverei schleppen. Ludwig wurde seines Lebens in der Mark so wenig froh 
wie sein Vater im Reiche. Letzterer hatte eigenmächtig die Ehe der herrischen 
Margarethe Maultasch von Tirol getrennt, um sie mit seinem Sohne 
Ludwig zu vermählen. Dadurch erzürnte er aufs neue den Papst und entfremdete 
sich viele Herzen. ZwestGegenkaiser wurden gegen ihn aufgestellt, aber sie kamen 
nicht zu rechtem Ansehen. Da ereilte ihn plötzlich der Tod auf der Bärenjagd, 
und Karl IV. von Luxemburg kam auf den Thron (1347). 
3. Der falsche Waldemar. Durch ein listiges Gaukelspiel seiner Feinde 
wurde dem Markgrafen Ludwig die Mark Brandenburg vollends verleidet. Ein 
bejahrter Pilger erbat sich vom Erzbischof von Magdeburg, der ebeu beim Gast¬ 
mahl saß, einen Becher Wein. Er erhielt ihn, trank und ließ dann einen Siegel¬ 
ring in den Becher fallen. Als diesen der Erzbischof erblickte, rief er: „Das ist 
Markgraf Waldemars Ring!" Sogleich ließ er den Pilger herauf führen 
und erkannte aus seinen Zügen, seiner Haltung und seinen Worten den totge- 
glaubten Waldemar. Dieser erzählte, daß ihn Gewissensbisse über die Ehe mit 
einer nahen Verwandten zu einer Pilgerfahrt ins heilige Land getrieben hätten. 
Dort habe er von der kläglichen Not seines Volkes gehört und sei nun hei,»gekehrt, 
um sie zu enden. Die Feinde Ludwigs und das Volk der Mark fielen dem vor¬ 
geblichen Waldemar zu. Nur Frankfurt, Spandau und Treuenbrietzen 
blieben Ludwig treu. Gegen seine Helfer erwies sich Waldemar sehr dankbar, 
indem er ihnen Landstriche und Gerechtsamen abtrat. Kaiser Karl erkannte ihn 
zuerst an; da er sich aber später mit Ludwig aussöhnte, erklärte er ihn für einen 
Betrüger, und Ludwig eroberte die abgefallenen Städte bald zurück. Er hatte 
aber alle Freude an der Mark verloren, überließ sie seinen Brüdern Ludwig 
dem Römer und Otto dem Faulen und zog sich nach seinem schönen Tirol 
zurück. Der falsche Waldemar starb in Dessau uns wurde fürstlich bestattet.
	        
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