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stein den Todesstoß. — Nach dein Tode des Königs von Schweden hatte die
Zuchtlosigkeit im Heere und die Uneinigkeit unter den Bundesgenossen sehr
zugenommen. Den ersten Platz im Rate nahm der Kanzler O reu stiern«,
den ersten Platz im Felde Herzog Bernhard von Weimar ein. In der
Schlacht bei Nördlingcn erlitten die Schweden eine furchtbare Niederlage;
viele Fürsten schlossen hierauf 1635 in Prag Frieden mit dem Kaiser, und
das Ende des Krieges schien gekommen. *
5. Die französische Periode (1636—48). Da wurde die Kriegsflamme
aufs neue geschürt durch Frankreich, das die Habsburger schwächen und das
Elsaß gewinnen wollte. Mit Geld und Truppen unterstützte cs die Schweden
und erhielt die Kriegsfackel noch 12 Jahre lodernd. Nicht für den Glauben
stritt man mehr, sondern um Beute an Geld und Land. Ferdinand II.
erlebte das Ende des Krieges nicht; er starb mit der Beteüerung, „daß er
Gottes Ehre und das Wohl der Kirche im Auge gehabt habe." Zwei Jahre
später raffte ein plötzlicher Tod den ritterlichen Bernhard von Weimar
hinweg, und Frankreich nahn: sein Heer und seine Eroberungen in Besitz.
Unter den schwedischen Heerführern machte sich besonders Tor st enson furcht¬
bar. In seinem siechen Körper, der immer in der Sänfte getragen wurde,
wohnte ein feuriger, rastlos thätiger Geist. Siegreich durchflog er Deutsch¬
land von einem Ende zum andern, und zweimal zitterte Wien vor ihm. Über
Bayern schwang der französische General Türenne die Geistel, und namen-
lofe Leiden sah der alte Maximilian sein Volk erdulden. In Böhmen hauste
der Schwede Königs mark. Schon hatte er die Kleinseite Prags einge¬
nommen und überschüttete die Stadt mit glühenden Kugeln. Da erscholl aus
Münster und Osnabrück nach langen Unterhandlungen das ersehnte Wort:
Friede! —
6. Der westfälische Friede (1648) enthielt folgende Hauptbestimmungen:
Die Evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Der Besitz
der Kirchengüter wurde nach dem Besitzstände des Jahres 1624 geregelt. Die
Reichsfürsten wurden fast unabhängig, und der Kaiser behielt nur einen Schatten
von Macht. Schweden bekam außer 15 Millionen Mark Kriegskosten den
größten Teil von Pommern, Frankreich den größten Teil von Elsaß, Bran¬
denburg Hinterpommern und die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden
und Kammin, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des
Winterkönigs die Unterpfalz mit einer achten Kurwürde. Friede war's,
doch der Friede eines Friedhofs! Deutschland war stellenweise zur Wüste
geworden. Viele Städte und Dörfer waren von der Erde verschwunden oder-
menschenleer, die Bevölkerung durch Schwert, Hunger und Seuchen auf die
Hälfte zusammengeschmolzen, Wohlstand, Handel und Gewerbe vernichtet,
Kunst und Wissenschaft gelähmt! Zum Landbau fehlten Saatkorn, Zugvieh
und Menschenhände. Aus den verwilderten Soldatenhorden bildeten sich Räuber¬
banden. Ünglauben, Aberglauben und Laster aller Art waren grausig gewachsen,
alle edlen Sitten verfallen. Das waren die Früchte des Religionskrieges!
21. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Grandenburg
(1640-1688).
1. Seine Jugend war keine freundliche. Als siebenjähriger Knabe wurde
er vor den Kriegsstürmen nach Küstrin geflüchtet und dort erzogen. Später
reiste er zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier hatte er an dem weisen
und tapfern Statthalter von Oranien das Vorbild eines guten Regenten und