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Muhammed.
die ein Gemisch von reinen Begriffen über Gott und göttliche
Dinge und von heidnischem Aberglauben war.
Eines Morgens (609) trat er in der Höhle des Berges
Hera unter seine Hausgenossen mit der feierlichen Versichernng,
in der letzten Nacht sey ihm der Engel Gabriel ganz nahe erschie¬
nen, habe ihm bekannt gemacht, daß er von Gott zn seinem Ge¬
sandten und Verkündiger einer neuen Lehre berufen fey, und ihm
die Urkunde seiner Sendung vorgewiesen. Auf seine Einwen¬
dung, daß er weder lesen, noch schreiben könne, habe ihn der
Engel beim Schopfe ergriffen und dreimal gegen die Erde gesto¬
ßen mit den Worten: „Lies im Namen deines Herrn, der den
Menschen lehret, was er nicht weiß!"
Muhammed lehrte einen einzigen, ewigen, allmächtigen,
allbarmherzigen und allgütigen Gott, der sich durch Abraham,
MoseS, Christus, vorzüglich aber durch ihn, seinen höchsten Pro¬
pheten, geoffenbaret habe, Glück und Unglück des Menschen, auch
die Todesstunde, voraus bestimme, sich zur Vollziehung seiner
Befehle der Engel bediene itnb in dem ewigen Leben Leiden und
Freuden jedem nach Verdienst zutheile. Er schrieb tägliche Wa¬
schung und Reinigung des Körpers, Beten zu gewissen Tages¬
zeiten und Fasten vor, empfahl Almosengeben, aber auch die
Rache, erlaubte Vielweiberei und verbot das Weintrinken.
Drei volle Jahre brauchte Muhammed, bis er unter seinen
Verwandten und Hausgenossen vierzehn Gläubige fand, und sein
erstes öffentliches Auftreten an einer von ihm veranstalteten
Mahlzeit, bei welcher etwa vierzig Männer zusammenkamen, ver¬
sprach nicht den geringsten Erfolg, obgleich sein geachteter Schwie¬
gervater Abu Bekr, der später im Koran die auf einzelne
Blätter niedergeschriebenen Lehren des Propheten sammelte, ihn
mit Eifer unterstützte. Man verlachte ihn und hielt ihn für
einen Wahnsinnigen. Da er aber nichtsdestoweniger fortfuhr
zu predigen, die vaterländischen Götter verspottete und durch sei¬
nen wachsenden Anhang für die alle Religion täglich gefährlicher
wurde: so beschlossen die Koreischiten, zu denen Muhammed
selbst gehörte, daß aus jedem ihrer Stämme eiu Mann sich ver-