fullscreen: Lebensvoller Unterricht auf der Unterstufe unserer deutschen Lern- und Arbeitsschule

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in die Schule bringen sie's, aber nicht aus dem „ledernen" Lehrmittelschrank. 
Dann geht's den umgekehrten Weg. Dann geht's vom Schauen zum Reden, 
vom Reden zum Schaffen, vom Schaffen zum Lernen, zum schaffenden Lernen. 
Das heißt: Nun wird die Walze io vuturu nachgebildet, wenn auch nur im 
Modell; dabei müssen alle die geometrischen Sähe, die so nur rein lehrmäßig 
gewonnen werden konnten, praktisch durchgemacht werden. Dabei wird der 
ganze Mensch in Anspruch genommen, es wird nicht bloß gesprochen, nein, 
auch das Augenmaß geübt — es muß ja Boden- und Deckfläche, gleichviel, ob 
nun Holz, Ton oder dergl. Stoffe verarbeitet werden, verglichen und gleichge¬ 
macht werden; wird der Tastsinn in Anspruch genommen, denn es muß eine 
gleichmäßige Rundung des Mantels herauskommen; wird die Denkkraft weiter 
geübt; denn die Walze allein hat doch keinen praktischen Zweck; sie muß eine 
Achse bekommen, um die sie sich dreht, eine Vorrichtung weiter, daß man das 
Zugtier an sie anspannen kann, oder einen Handgriff hüben und drüben, 
wenn sich's um der Mutter Nudelwalze handelt. Und dann muß noch mehr ge¬ 
schaffen werden; 2, 3 Walzen sind ja in der Feldwalze hintereinander, neben¬ 
einander verbunden — wie ahmen wir das nach? Das ist denkendes, schaffen¬ 
des Lernen. 
Weiter ausbauen will ich dieses Beispiel jetzt nicht; ich wollte nur zeigen, 
wie man unsere Kinder auf ganz anderen Wegen zum Erkennen und Anwenden 
führen kann, als es in der „Lernschule" geschieht. 
Darf ich noch ein anderes Beispiel bringen? Eins aus der Elementar¬ 
klasse? Aus meiner ureigenen Praxis? Was haben wir die Kleinen, die in 
ihren ersten sechs Lebensjahren nichts als Spielen getrieben haben, wenn 
auch — das ist ja gar nicht zu verkennen — in ihrem Spiel ihr größter Ernst 
lag — was haben wir die Kleinen von der ersten Woche an, wo sie nun Schul¬ 
kinder hießen, plagen müssen mit „Stillsitzen, Geradesitzen, Händesalten, Mund¬ 
halten"?! Die armen kleinen Dinger! Und haben dabei gar nicht daran gedacht, 
daß doch die kleinen Hände zu Hause immer und immer in Tätigkeit waren, 
daß doch der kleine Mund zu Hause immer in Bewegung war und nicht müde 
wurde, die Mutter zu fragen: Was ist das? Wie ist das? Warum ist das? 
Wo ist das? usw. Jetzt aber gewöhnt sich's dran, muß sich zu seinem größten 
Leidwesen dran gewöhnen, nur zu reden, wenn's gefragt wird, wenn's an die« 
Reihe kommt. Und was für ledernes, blechernes Zeug kam dann dran. Daß 
die Kuh vier Beine hat, daß Sonne und Mond am Himmel stehen, daß 
es im Wald viele Bäume gibt — das weiß es doch schon lange. Aber daß 
es hätte erzählen dürfen, wie die Mutter zu Hause die Kuh melkt und dem 
Kinde das Beste von der Milch gibt, und daß gestern der Fleischer ihr Kalb 
geholt und daß da die Kuh so geklagt hat; daß die Sonne neulich ganz 
blutigrot aussah, und daß der Vater gestern sagte: „Heut meint's aber die 
liebe Sonne gut," und daß sie selber einen Wald haben mit Bäumen und 
Sträuchern und Beeren und Hasen und Eichkätzchen und singenden Vögeln 
erzählen, das erzählen, dazu kam's nicht. Za, wenn der Lehrer wenigstens 
so schön erzählte, wie die „u.ante" im Kindergarten oder die Großmutter im
	        
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