Full text: Lebensvoller Unterricht auf der Unterstufe unserer deutschen Lern- und Arbeitsschule

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die mir durchaus nicht, grade so wenig wie andre, in erster Linie dazu 
dienen, salbaderige Betrachtungen anzustellen und einen Spruch oder einen 
Liedervers daraus zu gewinnen, sondern eben einen Biblischen Geschichtsunter¬ 
richt zu treiben, wie er meinen Kindern behagt. 
Dabei betone ich aber ausdrücklich, daß ich wohl dem Inhalte, nie aber 
dem Terte nach mich an die Bibel halte. Hier müssen wir volle Freiheit 
haben. Und wenn auch mancher Passus fast wörtlich der Bibel entnommen 
werden kann, andere Abschnitte müssen wieder viel detaillierter gegeben wer¬ 
den. Auch im Erzähltest, nicht nur in der Besprechung. Dies habe ich be¬ 
sonders getan in den J a k o b s g e s ch i ch t e n, die einen großen Teil meiner 
für die Biblische Geschichte des 2. Schuljahres gegebenen Zeit für sich in 
Anspruch nehmen. In meinem „2. Schuljahr" habe ich gezeigt, wie ich die 
Iakobsgeschichten erzähle; es sind: Jakob und Esau. Wie Jakob seinen Bruder 
Esau um die Erstgeburt brachte. Wie Jakob seinen Bruder Esau auch um 
den Segen brachte. Esaus Zorn und Jakobs Flucht. Jakobs schöner Traum. 
Wie Jakob nach Haran kam. Wie Jakob bei Laban diente, und was er 
da alles erlebte. Wie Jakob heimlich aus Haran floh. Wie Laban seinem 
Schwiegersöhne Jakob nachzog. Wie auch Jakob und Esau wieder gut wurden. 
Die Heimkehr Jakobs. — Dieser Erzähltert umfaßt im dem genannten Buche 
9 Druckseiten; man wolle daraus ersehen, daß ich ausführlich, sehr ausführ¬ 
lich erzähle. Aber das muß sein; so, nur so — meine ich — machen wir diese 
Biblische Geschichte verständlich, interessant und zugleich gemütsbildend. — 
Es sind für mich die schönsten Schulstunden mit gewesen, wenn wir zusammen 
der schlechten Gesinnung Jakobs, des Habgierigen, Listigen, Verlogenen, nach¬ 
spürten — aber später auch in der Jakobs-Seele die großen Veränderungen 
nachwiesen, die mit ihr vorgegangen sind im Laufe der Jahre, im Laufe 
eines Jakobs-Lebens: die Lebensschule. Und ich sehe immer und immer wieder 
vor mir die gespannten Gesichter meiner Kinder dort beispielsweise, wo Laban 
mit seinen bewaffneten Knechten nahe an dem fliehenden Jakob Halt macht 
und sich rüstet zum Kampfe, wie sich die Frage den Kindern geradezu auf 
die Lippen drängt: Wird denn nun Krieg werden zwischen Jakob und Laban?! 
Und es ist eine heilige Stille im Schulzimmer, wenn wir hören, wie Jakob 
in jener Nacht vor seinem Zelte auf den Knien liegt und zum lieben Gott 
betet, wie er wiederum zu ihm betet vor dem Zusammentreffen mit Esau; 
ein heilige Stille, wenn wir hören, wie Laban allein auf ^akob zukommt, 
wie Esau sich mit Jakob aussöhnt — wie ein Alp löst es sich von der Kinder 
Herzen, wenn sie hören, sehen, mit erleben: Sie sind wieder gut miteinander 
geworden! Ich mag mir solche Stunden nicht nehmen lassen! Gerade sie 
sind es, die mich über manche Plage meines Lehrerlebens wieder hinweg¬ 
schauen lassen — Schulstunden voll seelischen Sonnenscheins! — 
Und gehen wir nun noch ein wenig ins 3. Schuljahr! Auch da 
kommen die Erzvätergeschichten noch einmal dran; aber sie werden nur kurz 
behandelt. Nicht wiederkäuen! Nur das nicht! Die Kinder erzählen nur 
kursorisch — hier und da aber wird eine Pause gemacht, wie sie sich uns
	        
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