Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

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streicht. Nun klappern gar wie Stöcke auf der Trommel die Regen¬ 
tropfen an die Scheiben. Und kreischt noch oben auf dem Dache die 
Wetterfahne im Winde hin und her, und brummen die Bäume dazu den 
tiefen Baß, fo ist die Herbstmusik bald fertig, es fehlt nur noch ein Rabe, 
der nach Futter krächzt. 
Doch wer gesund und frisch ist, der hat auch feine Freude an dem 
milden Wetter. Wie schiebt der Wind so schön im Rücken nach, als 
sollte man hoch in die Luft fliegen! Wie flattern lustig dürre Blätter 
und alte Lappen von Butterbrotpapier hoch in die Luft! Wie segeln 
doch die grauen Wolken hoch am Himmel hin, daß man sie immer an¬ 
sehen möchte! Ja, die machen eine weite Reise und sehen in viele 
Länder hinein und in viele Straßen und in viele Stuben, wie da die 
Kinder ganz was anderes spielen und was anderes essen! Da möchte 
man schon mit! Wir müssen aber doch zu Hause bleiben. 
Nun, da ist es gerade setzt auch hübsch. Die Mutter hat schon 
längst gerufen, wir sollten nicht mehr spielen auf der Straße; denn bald 
schon werden die Laternen angesteckt. Nun sitzen wir am großen Tisch 
beim Lampenschimmer. Die Mutter näht ein Kleidchen für das Kleine; 
Alfred klebt eine Krippe aus Pappe und buntem Papier; wir Mädchen 
aber sitzen bei unserer Handarbeit und erzählen uns Geschichten oder 
hören zu, wie eine vorliest vom kleinen Anton, der im Walde sich ver¬ 
irrte. Nachher wird auch ein Lied gesungen, und eine Freundin kommt 
wohl zu Besuch, die noch ein neues Spiel weiß. Da wird gelacht 
und Spaß gemacht. Dann zeigt man sich die Weihnachtsarbeiten, 
doch heimlich, daß die Mutter es nicht sieht. — Nun kommt der 
Vater, und die Mutter setzt das Abendbrot auf den Tisch. Wir dürfen 
noch etwas aufbleiben und weiterarbeiten und hören still dem Vater 
zu, wenn er erzählt. Im Ofen aber zischen die Äpfel, daß man fast 
erschrickt. 
„So heimlich ist's im Stübchen — ach, wenn nur eins nicht wär'! 
Daß man zu Bett muß gehen, das hält doch gar zu schwer!" 
115. Die Geschichte eines Geizhalses. Yon Karl Pilz. 
Die kleinen Tierfreunde. 8. verbesserte Auflage. Leipzig 1903. S. 34. 
Aut einem Stoppelfelde wohnte einmal ein Hamster. Der hatte 
ein gar stattliches Haus unter der Erde. Er hatte es sich 
selbst gebaut und ganz nach seinem Geschmack eingerichtet. Es 
bestand aus mehreren Kammern. In der einen befand sich ein 
Bett, das aus Heu und Stroh bereitet war; in den andern lagen
	        
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