Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

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Haufen dort. Wie er nun so im besten Scharren und Kratzen und 
Krähen war, sah er am Wasser hinter dem Zaune Meister Reineke, den 
Fuchs, liegen, der rührte und regte sich nicht und schaute fortwährend 
eifrig nach dem Usersande hin. Gokelmann hatte wohl schon oft in 
seinem Leben von dem bösen Hühnerdiebe gehört, aber nie einen gesehen, 
und weil nun der Fuchs rothaarig war und auch sonst viel Ähnlichkeit 
mit einem Hunde hatte, redete er ihn an und rief: „Du da, bist du 
nicht ein Bruder von unserm Phplax?" 
Der Fuchs, der schon lange den appetitlichen jungen Hahn da 
oben gewittert hatte, dachte: „Warte, dich will ich schon fassen, wenn 
ich dich nur erst hier habe!" Er blieb ruhig in seiner Stellung liegen 
und tat, als ob er nichts gehört hätte. „Du da, bist du nicht der 
Bruder von unserm Phplax?" rief das Hähnchen noch ein paarmal 
mit immer lauterer Stimme. „Ach, sieh da, liebster Gokelmann!" 
sprach endlich der Schlaue und richtete den 
Kopf in die Höhe, „wie bin ich froh, 
daß ich dich einmal zu sehen bekomme, du 
lieber, kleiner Kerl! Allerdings bin ich der 
Bruder vom Phylax, und der hat mir 
soviel Schönes von dir und deinem Bruder 
Hähnel erzählt. Ihr sollt ja beide prächtig 
krähen können, du glaubst nicht, wie gern 
ich das anhöre. Leider bin ich jetzt erkältet, 
und die Erkältung hat sich mir auf die Ohren geworfen, so daß ich 
schwer in der Ferne höre. Du würdest mir eine große Freude machen, 
wenn du über den Zaun zu mir herunterfliegen möchtest und mir 
so recht in der Nähe etwas vorkrähtest!" 
„Ich kann ja nicht zu dir kommen," sprach Gokelmann ganz 
traurig. Er fühlte sich so sehr geschmeichelt von dem Lobe des Fuchses. 
„Ach, wie schade!" sprach Meister Reineke, „ich wollte dich auch noch 
um eine andere Gefälligkeit bitten. Der Doktor hat mir geraten, ich 
soll wegen meiner Taubheit frische, lebendige Regenwürmer auf die 
Ohren legen; da bin ich nun hergekommen, um mir welche zu holen, 
und kann sie nicht gut mit meiner Schnauze fassen. Ja, wer deinen 
Schnabel hätte!" „Regenwürmer, fette Regenwürmer? Sind denn 
wirklich welche da?" fragte Gokelmann eifrig. „Ach, und was für 
welche!" sprach der Fuchs; „Kerle, wie die Aale so fett, das kribbelt 
und wibbelt davon hier unten beim Wasser. Nie in meinem Leben sah 
ich solche Menge beisammen."
	        
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