3.
Wie das der Gokelmann hörte, konnte er sich nicht halten; er hob
die Flügel, um über den Zaun zum Fuchse hinunterzufliegen. Sein
liebstes Essen von der Welt waren ja sette Regenwürmer! —- Aber
vergebens! Gerade gestern hatte die Köchin ihm die Flügel beschnitten,
damit er eben nicht überall hinfliegen könne. So ward es ihm un¬
möglich, hinunterzuflattern. Er klagte dem Fuchse sein Leid. Dieser
wollte ihm auch eben einen guten Rat geben, wie er trotzdem aus
dem Garten heraus zu ihm kommen könnte, da ließen sich aber in
der Nähe Menschenstimmen hören. Der Fuchs hatte gerade noch Zeit,
dem leichtgläubigen Gokelmann zuzurufen: „Komm morgen wieder, du
Herzens-Gokelmann, und bring doch auch ja deinen lieben Bruder
Hähnel mit! Dann wollen wir mehr miteinander sprechen, hörst
du?" Darauf streckte er den
Schwanz hoch in die Luft
und lief, was er nur konnte,
ins Feld hinein.
Traurig ging Gokelmann
nach seinem Hofe. Fort¬
während dachte er an das
leckere Frühstück, wovon der
Fuchs ihm gesagt hatte. Da¬
heim angelangt, erzählte er
nun seinen Eltern, was ihm
begegnet war. Rach seinen
Worten konnten die alten Hühner auch nicht anders denken, als daß
der taube Freund am Ufer ein Hund gewesen wäre. „Alterchen!" sprach
Frau Kratzefuß zum Hahn, „wie wär's, wenn wir morgen um diese
Zeit alle zusammen nach der Stelle hingingen, wo die Regenwürmer sind?
Wir haben lange keine gegessen, und es ist doch das Köstlichste, was
ein Geschöpf essen kann." „Schon recht, Mutter!" sprach der alte
Henning, „wir können schon hin, ich möcht' aber auch gern unsere lieben
Kinder mitnehmen, und denen sind ja leider gestern die Flügel be¬
schnitten." „Wird schon gehen," sprach die Henne, „laß mich nur
machen! Ich weiß, da ist unter dem Gartenzaun ein kleines Loch in
der Erde, das kratzen und scharren wir beide so weit auf, daß wir die
Kinder bequem durchbringen. Nicht wahr, du bist dabei?" „Nun,
meinetwegen!" rief Henning, und die ganze Hahnfamilie freute sich schon
im voraus auf das morgende Frühstück.