Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

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3. Die Lerche steigt zürn ßimmel, — 
horch, wie sie fröhlich singt! 
Sie lobet Gott mit Jubeln, 
daß weithin es erklingt. 
4. Doch spannt der Regenbogen 
sich iiber’s grüne Cal, 
die goldnen flbren wogen 
im bellen Sonnenitrabl. 
oO, Der $tr0bin¿141TI» Von <£lilbelm Curtman. 
84 lehrreiche Geschichten für Kinder. Neue durchges. Ausgabe. Gießen o. J. S. 42 
Œtn Bauer hatte einen gar schönen Weizenacker. Die Ähren waren 
voll Körner, und die Körner ivaren voll Mehl, und sie waren bei¬ 
nahe reif. Da kamen die bösen Spatzen und fielen ihm in seinen Weizen 
und fraßen die halbreifen Körner, und wenn sie es so fortgetrieben hätten, 
so hätte der Mann gar nichts bekommen. Da ging er des Morgens 
in aller Frühe hinaus, um auf diese Spitzbuben zu schießen, allein als 
er hinkam, waren sie schon dagewesen; denn die Spatzen stehen noch 
früher auf als die Bauern. Und sie hatten ihm schon wieder ein 
Stück Weizen aufgefressen und saßen nun auf des Nachbars Kirschbaum 
und naschten Kirschen und lärmten, als wenn sie sich über ihre Spitz¬ 
büberei freuten. 
Der Bauer kratzte sich hinter den Ohren und besann sich, was er 
machen sollte; denn seinen guten Weizen wollte er ihnen doch nicht lassen. 
Aus einmal fiel ihm ein Mittel ein. Als er nach Hause kam, nahm er 
einen Stock so groß wie ein Mensch, wickelte Stroh darum, bis er dick 
genug war, und machte ihm zwei Arme, zog ihm dann seinen alten Rock 
au, setzte ihm seinen alten Hut auf und gab ihm eine große Peitsche in 
die Hand. Als die Spatzen schlafen gegangen waren, nahm er dieses 
Ungetüm, trug es hinaus und stellte es mitten in seinen Weizenacker, 
gerade als wenn es ein lebendiger Mann wäre. 
Den andern Morgen, sobald die Spatzen aufwachten, flogen sie eiligst 
nach dem Acker, wo sie es sich gut schmecken lassen wollten; aber als 
sie hinkamen, siehe da, da stand schon der Bauer in seinem alten Rock 
und in seinem alten Hut und drohte ihnen mit der Peitsche. Da es 
so gefährlich aussah, getrauten sie sich nicht herbeizufliegen, sondern 
lauerten in der Nachbarschaft, ob denn der Peitschenmann gar nicht 
nach Hause gehen würde. Aber er ging nicht; sie mochten warten, 
solange sie wollten, er blieb immer stehen, und wenn der Wind kam, 
so schwang er seine Peitsche so hoch, daß es ihnen ernstlich bange 
wurde. 
Endlich flogen sie mit hungrigem Magen nach Hause; sie hofften 
aber, vielleicht würde der Bauer, als er so frühe in das Feld gegangen
	        
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