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II. Landschaftskunde.
Die Berge gehören überwiegend der Kreide und dem Jurakalk an, dazu tritt
zwischen Leine und Weser der Wealden^uildenj-Sandstein, der verwittert als sog.
Wälderton vortrefflichen Waldboden abgibt. Diese Bildung enthält auch Kohlen-
lager, und daher werden Külf, Osterwald, ein Teil des Hilsrandes, Deister und Süntel
zusammen wohl als Hannoversches Kohlengebirge bezeichnet. Vortreffliche Kohlen
und Eisenstein sodann in der Nähe von Osnabrück und am Westende des Osnings. —
Keuper, Schieferton und Mergelschichten bilden in der Ebene, namentlich im Talen-
bergischen zwischen Hannover und Hameln, sehr fruchtbares Ackerland.
Politisch gehört das Weser-Bergland im NO zum Reg.-Bez. Hannover,
im W zum Reg.-Bez. Osnabrück, größere Stücke aber zur Provinz West-
falen, die dreimal breit hinübergreift, sodann kleinere Teile zu den beiden
lippischen Fürstentümern und auch zur Provinz Hessen-Nassau, die zwischen
dem Steinhuder Meer und der Weser in der Grafschaft Schaumburg (Kreis
Rinteln) eine entlegene Exklave besitzt.
Alte Landesnamen: Das Fürstentum Calenberg, zum größten Teile zwischen
Leine und Weser gelegen, das Kernland des späteren Kurstaates Hannover, ist benannt
nach dem Schlosse (jetzt Domäne) Calenberg, nördlich vom Schulenburger Berge, an
der Leiue. Fürstentum (Bistum) Osnabrück, 1803 mit Hannover vereinigt.
a) Der ganz mit prächtigem Walde bedeckte Osterwald geht im NW in
den kleinen Deister oder Saupark über, der größtenteils eingehegt ist und
ein Jagdgebiet unserer Herrscher bildet. Die Talsenke der Deisterpforte,
ein Durchgang für Straße und Eisenbahn, trennt ihn vom
d) Deister, einem ungegliederten, breiten Rücken (405 m).
Als Vorhügel erheben sich aus der Calenbergischen Ebene nach Hannover zu
der Gehrdener Berg mit dem Burgberge (154 m), der Benther (173 m) und der
Lindener Berg (87 m). Zwischen ihnen ertragreiche Kochsalz- und Kaliwerke.
Am rechten Ufer der Ihme, eines Armes der Leine, Hannover, entstanden als
!wen overe, d. h. Hohes Ufer, das geeignet war zum Brückenorte für den Übergang
über die Leine und wo sich die Burg Lauenrode erhob. Im 11. Jahrhundert als
Dorf, 1163 als herzoglicher Hof genannt, 1241 als Stadt beglaubigt, gegen Ende des
13. Jahrhunderts Mitglied der Hanse, 1636 zuerst unter Widerstreben der Bürger-
schast herzogliche und bis 1714 kurfürstliche Residenz, 1837 bis 1866 Wohnsitz der
Könige. Hannover ist ähnlich wie Braunschweig ein Kreuzungspunkt der großen
Straßen aus den vier Weltgegenden, war daher von je die Stätte regen Verkehrs-
lebens und ist jetzt der Mittelpunkt des nordwestdeutschen Eisenbahnnetzes. Der neuerliche
Aufschwung der Stadt begann mit 1837 und mit dem Zeitalter der Eisenbahnen und nahm
reißenden Fortgang nach der Einverleibung in Preußen, die bedeutend gesteigerten
Verkehr und ein starkes Zuströmen neuer Bewohner brachte. 1756! 15666, 1846: 25666,
1864: 68666, 1885: 146666, 1895: 216666, 1965: 256666, 1916: 362375 Einw.
In der Mitte der heutigen Stadt liegt die Altstadt mit mancherlei sehr stattlichen
alten Gebäuden, darunter die Marktkirche (1356 begonnen), das alte Rathaus (1413
begonnen) und das Leineschloß. Viele Erinnerungen an Leibniz, der hier von 1676
bis 1716 lebte und in der Neustädter Kirche begraben liegt (Össa Leibnitii). Die
neueste Zeit hat Hannover mit Stadtvierteln umgürtet, die durch prächtige öffentliche
und bürgerliche Bauten ausgezeichnet sind. Die hannoversche Bauschule hat hier den
Ziegelrohbau wieder zu Ehren gebracht. Im O ist die Stadt von dem schönen Misch-
walde der Eilenriede umkränzt. — Mehr als Hannover ist Linden, westlich der Ihme,
Fabrikstadt, 1846 ein Dorf mit 3666 Einw., seit 1885 selbständige Stadt, jetzt 73379
(nach der 1913 erfolgten Eingemeindung Ricklingens 85666) Einw. Großartige
Maschinen- und chemische Fabriken, Weberei, Spinnerei, Eisengießerei, Salzwerke. —