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Wie Preußen zusammenbrach, das muß ich jetzt erzählen.
Im Jahre 1806 war es, da hatte Napoleon Preußen so viel zum besten
gehabt und schofel behandelt, daß Friedrich Wilhelm III. es endlich satt hatte.
Er merkte, daß der Kaiser von Frankreich ihn wie einen Schuhputzer behandelte,
denn der hatte eben noch Österreich und Rußland in der Dreikaiserschlacht bei
Austerlitz besiegt und dachte nun, er könne mit Preußen machen, was er wollte.
So erklärte er Frankreich den Krieg. Und die Preußen freuten sich, denn sie
wußten es selber nicht, wie sie innerlich verfault waren. Sie dachten, es müßte
wieder alles so herrlich gehen wie beim Alten Fritz und bedachten nicht, wie
mühselig und sauer der es sich hatte werden lassen und wie doch selbst er manch¬
mal eine Schlacht verloren und dann alle Zähne zusammengebissen hatte, bis
er wieder hochgekommen war. Diese Preußen dachten jetzt, es müßte mit Trara
zum Siege gehen.
Recht mitten in Deutschland trafen die beiden Leere aufeinander. Es war
in der Schlacht bei Jena am 14. Oktober 1806. Es ist noch keine Schlacht in
Preußen geschlagen, wo das preußische Äeer so fürchterlich verhauen worden
wäre wie da. Mit 90000 Mann war Friedrich Wilhelm III. in den Kampf
gezogen, den alten Lerzog von Braunschweig, der noch unter dem Alten Fritz
gekämpft hatte, den hatte er zum Oberfeldherrn gemacht, denn sich selber traute
er keine große Kriegskunst zu. Aber der alte Äerzog verstand gegen den jungen
schneidigen Kaiser und seine jungen Generale nicht mehr zu kämpfen, er wurde
auch verwundet, das eine Auge wurde ihm ausgeschossen, und er ist bald darauf
in Ottensen bei Hamburg begraben. Aber es war auch kein anderer da, der
nun rechte Befehle gegeben hätte, der etwa wie Schwerin bei Mollwitz und
bei Prag oder wie Seydlitz bei Roßbach alle durch seinen Mut und durch seine
Kampfeslust begeistert und zum Sieg geführt hätte. Es dauerte nicht lange,
da war das ganze preußische Äeer in voller Flucht. Wie ein wilder Äaufe
wälzten sich die aufgelösten Soldatenmassen durch Deutschland hin, nach Norden
zu, in Heller Angst, ganz ohne männlichen Stolz, nur weg von dem fürchter¬
lichen Napoleon. Der König selbst fuhr, so schnell die Pferde laufen konnten,
nach der Festung Küstrin. Da traf er mit der Königin Luise und den Kindern
zusammen, und nun ging es nach Königsberg und durch Eis uud Schnee
weiter bis Memel.
Tausende von Soldaten drängten sich fast ohne Führer die Straßen ent¬
lang, suchten bald in dieser Stadt, bald in jener Festung ihre Zuflucht. Gleich
am Tage nach der Schlacht kamen sie nach der Festung Magdeburg hinein,