Full text: Haus und Vaterland I (Bd. 4)

□□□□□□□□□□□□□□□ 11 □□□□□□□□□□□□□□□ 
Sätzen, und wer weiß, wie es dem Kater ergangen wäre, wenn er nicht, 
zur Verzweiflung getrieben, dem ersten Angreifer mit beiden Vorder¬ 
tatzen ins Gesicht gefahren wäre. Der prallte entsetzt zurück, und so 
bekam Hans einen Augenblick Luft. Mit knapper Not erreichte er einen 
Stapel Bretter und war nun in Sicherheit. — Nach Hause ging er über¬ 
haupt nicht mehr. Es kümmerte sich dort doch niemand um ihn. Die 
Fischfrau war des Morgens nicht zu Hause. Wenn sie wiederkam, warf 
sie die Fischabfälle auf den Düngerhaufen, und hier holten die Katzen 
sich ihre Mahlzeit. Das Wetter war gut, denn es war Sommer, und 
wenn es einmal regnete, so bot das Holzlager genügenden Schutz. Ein¬ 
mal fiel es dem Hans ein, einen weiteren Ausflug zu machen. Er kam 
auf die benachbarten Felder, und wie er so an: Rande eines Getreide¬ 
ackers entlang bummelte, hörte er neben sich etwas piepen. Er hatte 
ein Lerchennest gefunden. Die armen kleinen Vöglein! Hans holte 
eins nach dem andern heraus und fraß sie der Reihe nach auf. Das 
hatte er gar nicht geahnt, daß da draußen solche Leckerbissen zu finden 
seien; jetzt aber, wo ihm eine solche Entdeckung gelungen war, wurde 
er zum passionierten Jäger. Stundenweit streifte er ins Feld hinein, 
plünderte alle Nester, die er fand, und leider hatte er bald eine große 
Übung erlangt, und Feldmäuse und junge Rebhühner fielen ihm in 
Menge zum Opfer. Einmal würgte er sogar ein junges Häslein. Doch 
auch ihn sollte sein Schicksal ereilen. Er war wieder auf der Streife 
weit draußen im Felde und pirschte eben am Feldrain entlang. Da 
streifte ihn ein Schatten von einem vorüberfliegenden Vogel. Hans 
guckte auf. Es war eine Krähe. Auch diese hatte ihn entdeckt. Sofort 
machte sie Miene, auf den überraschten Kater herabzustoßen. Gewagt 
kam ihr die Sache freilich vor, doch machte sie ein solches Geschrei, 
daß bald einige Genossinnen aufmerksam wurden und zur Hilfe herbei¬ 
eilten. Dem Hans war die Jagd gründlich verdorben, nicht nur, daß die 
schwarzen Burschen alle kleinen Vögel aufmerksam machten, sie wur¬ 
den auch immer frecher und zudringlicher und streiften ihn fast mit den 
Flügeln. „Was haben denn die Krähen da?" sagte der Feldhüter und 
nahm sein Fernglas vors Auge. „Aha, eine wildernde Katze, warte nur, 
Miezchen!" Er sah nach dem Gewehr und Pirschte heran. Die Krähen 
flogen eilig davon, als der Mann kam. Hans schaute verwundert auf 
über die plötzliche Erlösung von den Plagegeistern. Dann gab es einen 
Blitz und einen Knall. „So," sagte der Feldhüter, „du maust keine 
Rebhühner mehr!"
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.