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21* Karls Kriege gegen die Sachsen. 
1. Karl ber Große hatte bie Absicht, alle Völker Westeuropas zu 
einem christlichen Reiche zu vereinigen. Wollte er bieses Ziel erreichen, 
so mußte er zunächst das eilte, mächtige Sachsenvolk unterwerfen unb 
zum Christentum bekehren. Geschützt burch unermeßliche Wälber unb 
Sümpfe, hartnäckig an ihren alten Göttern unb Gesetzen hangettb, 
tapfer nach ber Väter Weise, hatten bte Sachsen bislang jeder fremben 
Gewalt Trotz geboten. Besonbers verhaßt waren ihnen bie Franken, in 
deren Gebiet sie oft Raub- unb Rachezüge unternahmen. Dem wollte Karl 
ein Ende machen. Daher begann er dald.nach seinem Regierungsantritt 
den Krieg gegen die unruhigen Nachbaren und führte ihn mehr als dreißig 
Jahre fort. Sein erstes Werk war die Eroberung der Eresburg und die 
Zerstörung der Jrmensäule, eines uralten sächsischen Heiligtums, bei Städte 
berge im heutigen Westfalen. Dann drang er siegreich bis zur Weser 
vor. In einem späteren Zuge überschritt er diesen Fluß, gelangte ins Land 
ber östlichen Sachsen und kam bis zur Oker. Im Jahre 777 hielt er im 
westlichen Sachsenlande zu Paderborn eine große Reichsversammlung, bei 
der viele sächsische Edelinge dem Könige hulbigten unb sich taufen ließen. 
2. Kaum hatte aber Karl bem Sachsenlanbe ben Rücken gekehrt, 
so war auch Hulbigung unb Taufe vergessen. Die Sachsen stauben 
unter brci Herzögen unb teilten sich nach ihren Wohnsitzen in West¬ 
falen , Engern unb Ostfalen. Unter Führung Widukinds, welcher 
Herzog ber Westfalen war, zerstörten sie Kirchen unb Burgen unb 
ermordeten fränkische Priester unb Krieger. Karl eilte herbei, schlug 
bie Westfalen und verfolgte ben fliehenden Widitfinb bis über bie 
Weser; dann unterwarf er bie Ostfalen aufs neue unb blieb zwei Jahre 
im Laube, um bie Unterwerfung ber Sachsen zu vollenden. Die Ost¬ 
falen wurden scharenweise bei Ohrum in ber Oker getauft. Elze an 
der Leine erhielt eine christliche Kirche unb eine befestigte Niederlassung 
für fränkische Priester unb Krieger, welche daselbst zurückgelassen 
wurden; hier wollte Karl einen Bischofssitz errichten. 
Z. In dieser Zeit gab Karl bem Laube bie fränkische Verfassung. 
Die alten Gaue würben zu größeren zusammengelegt; Richter und 
Heerführer erwählte nun nicht mehr bas Volk, ber König fetzte sie in 
ihr Amt; bie alten Volksrechte würben verachtet, unb nur wenn ber Graf 
ober der Senbbote rief, bürsten sie sich versammeln; jebe andere Ver¬ 
sammlung war verboten. Fränkische Priester zerstörten bie Heilig¬ 
tümer bes Volkes und verlachten ben Glauben seiner Väter. Da 
erwachte ber Groll von neuem, und als bas unterworfene Volk mit 
bem König gegen bie Wenben ziehen sollte, empörte es sich, überfiel 
ein fränkisches Heer am Si'mtel in ber Nähe von Münber unb ver¬ 
nichtete es samt ben Anführern. Eine solche Nieberlage hatten bie 
Franken noch nicht erlitten; aber ihr König nahm blutige Rache: 
4500 gefangene Sachsen ließ er bei Verben an ber Aller enthaupten. 
4. Hatte Karl es bislang nur jebesmal mit einzelnen Stämmen zu 
thun gehabt, so erhob sich jetzt nach dem Verdener Blutgerichte das
	        
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