Allgemeine Geschichte der Jtaliäner. z x
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ren Schülern und Nachahmern so eifrig fortge-
pflanzt, daß aus dieser Verschiedenheit die italiä-
nischen Mahlerfchulen entstanden sind: die rö-
mische, die siorenlinische, die lombardische,
die venenanische, und andere mehr. Der An¬
führer oder das Vorbild der komischen Mahler-
schule war Raphael, aus Urbinö gebürtig. Sei- Raphael,
ne Entwürfe waren immer groß und edel. Ob r;zo! ^
er gleich die Natur und dieAlten meisterhaft nach-
ahmte; so schuf er sich doch selbst im Geiste das
Bild, welches seine Gemählde darstellen sollten:
und er brachte in dieselben den bedeutungsvoll¬
sten Ausdruck der Sitten und Leidenschaften.
Mit ihm erreichte die -Mahlerey ihren höchsten
Gipfel. Freylich gab es manche Eigenschaften
dieser Kunst, in welchen andere Mahler weit mehr
schimmerten, als Raphael. Keiner führte ei¬
nen so sanften und weichen Pinsel, wußte seinen
Gemahlden so viel reifende Anmurh, eine solche
Uebereinstimmung ganz verschiedener Dmge, wie
des Lichts und des Schattens, miteinander, zu
geben, als Correggio, der vornehmste unter
lombardischen Mahlern. Und doch wurde er /534.
hinwiederum in der ungemeinen Kunst der Far.
bengebung vom Titian übertroffen. Dieser war Titian, ff
das Haupt der venetianischen Mahler, lebte bis *^'**'7^
fn sein Neun und neunzigstes Jahr, und wurde
von den Fürsten seiner Zeit so hoch geschätzt, daß
ihm der Kaiser Carl der Fünfte, der ihm einst bei)
seinen Arbeiten zusah, einen Pinftl aufhob, der
auf die Erde gefallen war.
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