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3. Ein Sterbehaus. Der Greis im Sarge ruht:
Zur Seite sitzt die Gattin, grambefangen.
Aus ihren Augen stürzt die Thränenflut
auf ihre bleichen, furchenreichen Wangen.
Da nah'n die Enkel, drücken ihr die Hand;
die Greisin spricht, vom frommen Dank getrieben,
die nassen Augen himmelwärts gewandt:
„Der hat noch alles, dem die Lieb' geblieben!"
Emil Rittershaus.
VI. Zur ewigen Heimat.
1. Ich möchte heim!
Hebr. 13, 14.
Wir haben hier keine bleibende Statt,
sondern die zukünftige suchen wir.
1. Ich möchte heim, mich zieht's dem Vaterhause,
dem Vaterherzen zu,
fort aus der Welt verworrenem Gebrause
zur stillen, tiefen Ruh;
mit tausend Wünschen bin ich ausgegangen,
heim kehr' ich mit bescheidenem Verlangen,
noch hegt mein Herz nur einer Hoffnung Keim:
ich möchte heim.
2. Ich möchte heim, bin müde von dem Leide,
du arge, falsche Welt;
ich möchte heim, bin satt von deiner Freude,
Glück zu, wem sie gefällt!
Weil Gott es will, will ich mein Kreuz noch tragen,
will ritterlich durch diese Welt mich schlagen,
doch tief im Busen seufz' ich insgeheim:
ich möchte heim.
3. Ich möchte heim; ich sah in sel'gem Träumen
ein bess'res Vaterland;
dort ist mein Teil in ewig lichten Räumen,
hier hab' ich keinen Stand: