Full text: Haus und Welt (Bd. 3)

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Und ivie sie schwillt, 
dein Herz erfüllt: 
hem Platz bleibt mehr 
für Treu’ und Ehr’. 
Dann mit der Zeit 
wird Lust und Leid 
zu bitterm Schmerz — 
halt rein das Herz! 
Johannes Trojan. 
2. Außen und innen. 
Bei den Mädchen soll alles eitel Schönheit sein. Dazu gehört vor 
allem Reinlichkeit, Sauberkeit, Ordnung, Nettigkeit. Ich möchte 
das den äußern Anstand nennen. Hierzu bedarf es gar nicht des gesuchten 
Putzes. Aus den Flittern des Putzes guckt die niedrige Eitelkeit und der 
aufblähende, hohle Stolz hervor. — Der Sinn für Schönheit leidet keine 
Unsauberkeit, keine Unordnung. Ein Loch im Kleide des Mädchens be¬ 
leidigt weit mehr als die zerrissene Jacke des wilden Knaben; ein Loch im 
Kleide des Mädchens ist ein Riß in seinem guten Ruse, ein häßlicher 
Flecken in seinem schönen Namen. Es giebt wohl Straßenjungen, aber 
von Straßenmädchen habe ich noch nicht gehört. Die Mädchen sollen rechte 
Stubenmädchen sein, d. h. sie sollen nicht bloß an sich, sondern auch in den 
Stuben alles in bester, schönster Ordnung halten. Der Sinn für Schönheit 
muß ihnen so zu sagen zur zweiten Natur werden. 
Dazu muß dann kommen der innere Anstand, der sich kund giebt in 
Freundlichkeit, Gefälligkeit, Liebenswürdigkeit in Worten und 
Gebärden. Das ist der Wohlanstand mit den guten Sitten, das ist das 
freundliche Wesen, welches ihm von vornherein alle guten Herzen gewinnt. 
Ein saures Gesicht bei einem Mädchen kommt mir vor wie eine Sirene, 
doch mit dem Unterschiede, daß die Sirene ein schönes, bezauberndes Antlitz, 
aber einen häßlichen, tierischen Leib hat, während das sauertöpfische Mädchen 
das schöne Angesicht, welches ihm der liebe Gott zum schönen Leibe gegeben, 
in ein häßliches, entstelltes Antlitz verwandelt, als hätte es in einen sauren 
Apfel gebissen. Sauertöpfische Mädchenangesichter sehen nicht bloß häßlich, 
sondern auch alt aus, und doch wollen alle Mädchen hübsch und jung sein. 
Nun giebt es bei den Mädchen noch einen Anstand, ich möchte ihn 
den innersten Anstand nennen, weil er so recht seinen Sitz im tiefinnersten 
Gemüte hat. Das ist das engelreine, kindlich unschuldige Herz, was 
der Heiland selig preist, was Gott und Menschen wohlgefällt. Ein solches 
3. Das Herz halt rein! 
Lass nicht hinein, 
was schmeichelnd naht 
auf krummem Pfad. 
Unnütze Lust 
in deiner Brust, 
klein von Gestalt, 
groß ivird sie bald! 
(,
	        
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