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Mit dem Schlage acht Uhr eröffnete sich der Kampf. An der Pleiße
hinab drang der Erbprinz von Hesfen-Hombnrg gegen Dölitz und griff das
Dorf im Sturme an. Die Polen und Franzosen unter Poniatowsky wehrten
sich wie Verzweifelte, und es war ein harter, blutiger Streit um dieses
Dorf. Mehr als einmal wurden die Österreicher zurückgeschlagen, aber sie
führten es endlich glücklich hinaus, eroberten Dölitz und Dösen und die
Höhen jenseits und behaupteten sie den ganzen Tag hindurch.
Rechts von ihnen waren auch die Russen und Preußen tapfer vorge¬
drungen, trieben die Franzosen immer fechtend vor sich her und standen nach
Mittag vor Napoleons Mittelpunkte Probstheida. Da war heute der härteste
Kampf, weil aus der Erhaltung dieses Dorfes die Rettung des französischen
Heeres beruhte. Daher hatte Napoleon in und hinter demselben eine große
Menge von Kriegshaufen aller Art aufgestellt und viele Schanzen errichtet,
und er selbst stand mit seinen Garden so, daß er jeden Augenblick Hilfe
leisten konnte. Die Gärten des Dorfes waren meistens mit Lehmmauern
umgeben. Diese gebrauchten die Franzosen als Schanzen, machten Schie߬
löcher hinein und stellten sich dahinter; ja, sie hatten fast jedes Haus zu
einer Festung gemacht. Mit der ungestümsten Tapferkeit drangen die
preußischen Abteilungen unter Prinz August und Pirch um 2 Uhr nach¬
mittags in das Dorf ein; aber sie konnten es nicht behaupten. Immer
neue und neue Haufen trieb Mürat, der hier befehligte, gegen sie daher,
und die Kartätschen schmetterten von allen Seiten in ihre Reihen. Vor
dem Dorfe ordneten sie sich sogleich wieder und stürmten unerschrocken von
neuem, aber mit demselben Erfolge. Auch russische Haufen rückten heran
und versuchten die blutige Arbeit; aber sie vermochten ebensowenig des Dorfes
Meister zu werden. So entsetzlich war hier das Blutbad, daß die Kämpfenden
zuletzt nicht mehr über die Haufen der Toten hinwegsteigen konnten. Da
liegt mancher tapfere Jüngling erschlagen und hat mit seinem jungen frischen
Leben unsere Freiheit bezahlt; mit Recht hat man daher zum Andenken des
großen Tages an dieser Stätte, bei Propstheida, ein Kreuz aufgerichtet.
Die drei verbündeten Herrscher hielten selbst auf einer Anhöhe in der
Nähe und sahen die übermenschliche Anstrengung der Ihrigen. Um halb
5 Uhr befahlen sie, das Stürmen aufzugeben und der tapferen Krieger zu
schonen; denn der Sieg war schon an mehreren Orten vollkommen entschieden,
und schon seit 10 Uhr morgens hatte Napoleon dem General Bertrand Befehl
gegeben, mit feinem Haufen von Lindenan nach der Saale zu zieheu; das war
ein sicheres Zeichen, daß er den Rückzug des ganzen Heeres beschlossen hatte.
Dieses alles geschah auf der Mittagsseite des Schlachtfeldes. Von der
Morgenseite griffen Klenan und Zieten unter Bennigsens Oberbefehl den